Wir stehen am Beginn der Fastenzeit. Der Name kommt daher, dass man sich vornimmt, in dieser Zeit auf ein paar Dinge zu verzichten. Das ist gut, aber nicht das Wichtigste. Wichtiger ist: Wir bereiten uns auf Ostern vor. Wir denken mehr als sonst darüber nach, was wir besser machen können, wie wir besser leben können.
Drei kurze Geschichten zum Evangelium von heute, den drei Versuchungen, denen Jesus ausgesetzt war…
Klara ist 11 und allein in diesem großen Laden mit den vielen tollen Handys, den Computern, den Fernsehern, den Kameras und vielem mehr.
Ach, denkt sie, das müsste ich mir mal kaufen können. Aber das wird noch lange dauern.
Mit 20 Euro Taschengeld im Monat kommt man nicht weit.
Auf einem Tisch liegen viele Handys als Sonderangebot, reduziert auf 39 Euro.
Ach, denkt sie, das würde mir doch schon reichen, die sehen auch toll aus. Weit und breit kein Verkäufer. Niemand, der sie beobachtet.
Ihre Freundinnen würden sie alle bewundern, wenn sie so ein neues Handy hätte. Sie merkt, wie es in ihren Fingern „juckt“.
Was für eine gute Gelegenheit, so eines einfach in die Tasche zu stecken.
Jakob spielt leidenschaftlich gerne Fußball. Er ist richtig gut. Manchmal träumt er davon, mal ein großer Star zu werden. Aber er weiß, bis dahin muss er sich noch ziemlich anstrengen und noch besser werden.
Wenn sie trainieren, ärgert er sich am meisten über Moritz.
Der ist zwar kleiner als er, aber superschnell. Und er schafft es einfach, immer und immer wieder an ihm vorbeizukommen.
Am liebsten würde ich ihm mal ein Bein stellen, natürlich ganz geschickt, sodass es keiner mitbekommt, denkt er manchmal.
Natürlich soll er sich auch nicht schwer verletzen… Aber er soll doch etwas mehr Respekt vor mir haben.
Und ein paar Schürfwunden, die verheilen doch wieder in ein paar Tagen.
Beim nächsten Trainingsspiel, da wird er ihm vielleicht zeigen, was alles geht.
Und natürlich könnten die Erwachsenen jetzt sagen: Ja, so sind eben Kinder…
Aber machen wir uns nichts vor. Ähnliche Versuchungs-Geschichten finden wir auch unter den Erwachsenen.
Was würde ich tun, um ein bisschen mehr Macht und ein bisschen mehr Geld zu haben?
Würde ich mich für eine Beförderung an der Kollegin vorbeidrängeln, die es vielleicht mehr verdient hätte?
Ist es nicht eher so, dass wir, wenn es um das persönliche Weiterkommen und um Anerkennung geht, da schnell neidisch auf andere werden, statt anderen mal was zu gönnen?!
Das sind alles Geschichten, wie sie immer und immer wieder passieren.
Ich weiß nicht, ob Klara das Handy geklaut hat und Jakob seinem Rivalen ein Beinchen gestellt hat… und ob Erwachsene öfter mal neidisch auf andere sind und der Kollegin oder dem Kollegen etwas nicht gönnen…
Es wäre schön, wenn das alles nicht passiert…
Aber das passiert Kindern, das passiert eben doch immer wieder Erwachsenen. Manchmal muss man schon richtig willensstark sein, wenn man diesen Versuchungen nicht nachgeben will.
Am letzten Sonntag, dem ersten Fastensonntag haben wir im Evangelium davon gehört, dass auch Jesus solche Versuchungen erlebt hat: Zeig, wer du bist, nimm, was du kriegen kannst, riskier doch mal was, egal ob es sinnvoll ist.
Jesus war genauso ein Mensch wie wir alle. Wenn es uns mal wieder so richtig in den Fingern juckt, etwas Schräges und Falsches zu machen oder auch nur zu denken – vielleicht können wir dann zu ihm beten und ihm sagen: Das hast du doch auch so ähnlich erlebt.
Hilf mir, dass ich dieser Versuchung nicht nachgebe.
Denn was antwortete Jesus schließlich dem Teufel? „Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen!“
Das ist also das Gegenmodell: Wenn ich mich entscheide, Gott zu dienen, dann bedeutet das auch, ich diene den Menschen, habe Gott und den Nächsten im Blick, das Wohl der anderen, dass es dem anderen gut geht…
Gottes- und Nächstenliebe gehören zusammen, wie es auch Jesus gelebt hat.
Wenn ich Gott im Blick habe, dann verändert das auch meinen Umgang mit den Menschen, sei es in der Welt der Kinder oder sei es in der Welt der Erwachsenen.
Ihr Mathias Laminski,
leitender Pfarrer der Pfarrei St. Josef Treptow-Köpenick