Die Poesie ist feierliche Sprache Gottes und der Liebenden.
Schon im Alten Testament gibt es eine Vielzahl lyrischer Texte, wie das ergreifende Hohelied, das Liebeslied König Salomons. In den Psalmen, dem großen Gebets- und Gesangbuch Israels, besingt König David seinen Gott Jahwe. Auch die Kirche hat im Laufe der Jahrhunderte viele Hymnen, Lieder und Gedichte geschaffen. Im Advent in der letzten Woche vor Weihnachten erklingen im Stundengebet und in der Liturgie als Halleluja Vers die besonderen O- Antiphonen. In poetischen Bildern und Symbolen wird das baldige Kommen Jesu erwartet.
17.12.
O Weisheit aus dem Mund des Höchsten, die Anfang und Ende umfaßt
und alles mit Kraft und Milde durchwaltet. Komm, zeig uns den Weg der Einsicht.
18.12.
O Adonai, Du starker Gott und Führer des Hauses Israel.
Im flammenden Dornbusch bist du dem Mose erschienen und hast ihm auf dem Sinai das Gesetz gegeben. Komm, rette uns mit starkem Arm.
19.12.
O Spross aus der Wurzel Isais. Vor Dir verstummen die Herrscher der Erde;
zu Dir flehen die Völker. Zögere nicht, komm und befreie uns!
20.12.
O Schlüssel Davids, Zepter des Hauses Israel. Du öffnest und schließt.
Komm und öffne den Kerker der Finsternis und die Fesseln des Todes.
21.12.
O Morgenstern, Glanz des ewigen Lichts und Sonne der Gerechtigkeit.
Komm und erleuchte die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes.
22.12.
O König aller Völker, Sehnsucht aller Menschen. Schlußstein, der den Bau
zusammenhält. Komm und rette den Menschen, den Du aus Erde gebildet.
23.12.
O Immanuel, unser König und Richter. Du Hoffnung und Heiland der Völker.
Komm, eile uns zu Hilfe, Herr unser Gott!
Zusammen mit dem Volk Israel sprechen diese markanten Bilder und Symbole die große Sehnsucht nach der Ankunft des Messias aus. Das ist heilige Poesie, die die christlichen Mysterien ver-dichtet und erhellt.
Freuen wir uns auf seine Geburt.
Pfr. Bernhard Gewers
Titelbild: Ausschnitt aus Mordechai Krup for Israel Post, painting by Marc Chagall, Public domain, via Wikimedia Commons
