Segen | Geistlicher Impuls | 10.05.2023

Segen | Geistlicher Impuls | 10.05.2023

Vor kurzem stand ein junger Mann vor mir im Pfarrhaus und fragte unvermittelt nach einem Kreuz. „Du bist doch sicher der Pfarrer und hast eines für mich!“. Noch ehe ich nach dem „warum“ fragen konnte, sagte er: „Ich möchte beten lernen!“. Wir gingen tatsächlich schauen und ich entdeckte ein kleines einfaches Holzkreuz in meinem Fundus, dass ich ihm übergab. Er sprang fröhlich die Treppe runter und verschwand. Etwa zwei Wochen später stand derselbe junge Mann in der Reihe der Gläubigen, die bei einem Gottesdienst zum Abendmahl nach vorn kamen und streckte seine Hände aus. Ich war etwas verwirrt ob der Geste und schaute ihn fragend an. Er kam mir zuvor und sagte: „Ich möchte, dass du mich segnest!“

Ein zweites Mal war ich verwirrt. Ich lächelte und segnete ihn. Dann kam er hinterher noch in den Saal und mischte sich unter die Leute bei unserem sonntäglichen Begegnungskaffee, verschwand dann aber wieder.

Diese beiden Sätze aber bleiben mir seitdem hängen: Ich möchte beten lernen und ich möchte den Segen. Mir fällt dabei ein, wie eines Tages einer der Jünger Jesus bittet, sie beten zu lehren. ER antwortet ihn aus seinem Erfahrungsschatz und lehrt sie das Vaterunser, das bis heute bei allen Christen gleich welcher Konfession DAS zentrale Gebet ist. Darin enthalten sind ganz alltäglich Dinge wie die Bitte um und der Dank für das tägliche Essen. Und dazu auch die Bitte, dass wir uns mit unserem Leben unter den Segen Gottes stellen dürfen. Ich bete dieses Gebet mindestens jeden Morgen und am Abend und es hilft mir besser in den Tag einzusteigen und am Abend alle Erlebnisse des Tages besser loszulassen und einzuordnen. Es kann natürlich auch ein anderes Gebet sein oder ein anderer Ritus. Manchen Eltern sage ich, dass sie ihre Kinder am Abend nicht einfach mit einem „Schlaf gut“ ins Bett schicken mögen, und sie am Morgen, wenn sie das Haus verlassen, nur mit einem „Tschüss!“ verabschieden. Ein kleiner Segensritus kann es ja auch sein. Meine Eltern taten das immer noch gern. Heute denke ich, es hat mir geholfen, den Tag besser zu beginnen und besser abzuschließen. Ich glaube nicht, dass das einfach nur Einbildung ist. Einander segnen tut einfach gut. 

Vielleicht gibt es heute noch bei Ihnen die Möglichkeit, jemanden mit einem kleinen Segensritus zu überraschen…

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag!
Ihr Mathias Laminski, leitender Pfarrer der Pfarrei St. Josef Treptow-Köpenick


Bild: Christiane Raabe
In: Pfarrbriefservice.de

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