Es geschah aber: Als die Volksmenge Jesus bedrängte und das Wort Gottes hören wollte, da stand er am See Gennesaret und sah zwei Boote am See liegen. Die Fischer waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus stieg in eines der Boote, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie und sie fingen eine große Menge Fische; ihre Netze aber drohten zu reißen. Und sie gaben ihren Gefährten im anderen Boot ein Zeichen, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen und füllten beide Boote, sodass sie fast versanken. Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr! Denn Schrecken hatte ihn und alle seine Begleiter ergriffen über den Fang der Fische, den sie gemacht hatten; ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie zogen die Boote an Land, verließen alles und folgten ihm nach.
(Lk 5, 1-11)
Liebe Gemeinde,
als Jesus an den Rändern der Kirche stand, in den Krisengebieten der Welt, in den riesigen Flüchtlingslagern in der Türkei, im Sudan, in Bangladesh, in den illegalen Lagern Südosteuropas vor den Toren der EU und in den Kriegsgebieten, in den Hungerzonen dieser Erde, in den Textilfabriken von Südostasien, in Gebieten, wo es weder Nahrung noch medizinische Versorgung gibt, … versammelten sich viele Hilfesuchende und Arme um ihn, um von ihm das Wort Gottes zu hören – denn er war glaubwürdig.
Sie erhofften von ihm satt zu werden, geheilt zu werden, ein gutes Wort zu hören, endlich in dieser Welt dazugehören zu dürfen.
Er sah zwei Kirchengebäude in der Nähe. Das Pastoralteam war gerade dabei, Bilanz zu ziehen, sich auszutauschen, die Sekretärinnen zählten die Kollekten und versuchten ebenfalls Bilanz zu ziehen. Beides fiel recht mager aus…
Jeden Monat weniger Kollekten, immer mehr fehlende Finanzen, weniger Taufen, im Jahr immer weniger Firmspendungen, Eheschließungen und immer schwieriger werdende Erstkommunionvorbereitungen und natürlich noch weniger Beichten – von kirchlichen Berufungen ganz zu schweigen.
Aber immer mehr Beerdigungen, mehr Verwaltung und Verwaltungsleute dazu. Gott sei Dank, wenigstens ein in Teamarbeit halbwegs geübtes Pastoralteam.
Jesus ging in eine der beiden Kirchen und bat das Pastoralteam, die Gläubigen wieder in die Kirche zu holen. Doch das Team überlegt gemeinsam, reagierte mit Vorsicht und verabredete, erstmal zu recherchieren und einen Planungstag einzulegen.
„Wie soll das denn geschehen? Wir haben so viele pastorale Strategien und Methoden ausprobiert. Wir haben unsere Gemeinden umstrukturiert und Pläne geschmiedet. Aber unsere Kirchen sind nicht voller geworden. Gut, wenn du es willst, rufen wir die Leute irgendwie nochmal in die Kirche. Aber das wird auch nichts mehr bewirken.“
Sie gingen dennoch hinaus und riefen den Leuten mehr oder weniger halbherzig zu: „Kommt noch einmal in die Kirche, Jesus ist jetzt da.“
Und das Wunder geschah: Die Kirche füllte sich, sie war zu klein, um alle fassen zu können. Viele mussten vor der Tür stehen bleiben, doch alle wollten ihn hören. Ihn, den GLAUBWÜRDIGEN. Er hatte die Worte, die sie aufbauten und alltagstauglich waren.
Er hatte einen Blick voller Wärme, den man nicht vergessen konnte. Er verurteilte niemanden und schaffte es nur durch seine Anwesenheit, dass Menschen wieder miteinander sprachen.
Als der Leiter des Pastoralteams das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: “Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder. Ich habe alles falsch gemacht in meiner pastoralen Arbeit. Ich habe Strategien angewandt, Methoden ausprobiert, Strukturen verändert. Menschen entlassen. Gruppen aufgelöst, die zu klein waren, Gebäude geschlossen und Kirchen dichtgemacht. Aber eines habe ich vergessen: DICH in den Mittelpunkt zu stellen.“
Ganz erschrocken und erstaunt angesichts der vollen Kirche, zog sich das Pastoralteam zurück; sie schämten sich zutiefst, da sie nur sich selbst vertraut und sich selbst verkündigt hatten. Doch Jesus holte sie nach vorn und sprach sie an: „Fürchtet euch nicht! Von jetzt an werdet ihr Menschen fangen.“
Und sie ließen ihre Pastoralpläne, Strategien, Moderationskoffer und eigenen Ideen beiseite und folgten Jesus nach. Die Kirche wurde von Monat zu Monat immer voller. Denn es sprach sich herum, dass dieses Pastoralteam glaubwürdig war und nicht sich verkündigte.“
Heute wäre bei uns in Köpenick die Ökumenische Bibelwoche gestartet, doch aus Pandemie-Gründen wurde sie abgesagt. In unserer Pfarrei haben wir gedacht, mindestens jeden Tag dieser Woche einen geistlichen Impuls auf die Website zu stellen und Euch und Sie alle einzuladen darüber nachzudenken.
Dafür bin ich sehr dankbar, denn unsere Hl. Schrift „ausfallen“ lassen??? Das passt doch nun gar nicht zu unserem Auftrag, es zu verkünden, auf allen Straßen und Plätzen und allen Orten…
Danke Euch allen aus unserem Pfarreiteam: Pfr. Ullrich, Pfr. Bartuzi, Diakon A. Eising, unseren pastoralen Mitarbeitern Ch. Dähnrich und St. Napieralski und nicht zuletzt DER Frau unter uns Männern: Magdalena Kiess, unserer Pastoralassistentin, die das in die Hand nahm zu organisieren.
Frauen gehören – wie wir alle wissen – ohnehin zu den ersten Zeugen der Auferstehung Jesu, waren am Kreuzweg Jesu dabei, während sich die Männer aus dem Umfeld Jesu ängstlich verdrückt hatten.
Dank also ihr und ihrem Einsatz, dass Sie jeden Tag hier etwas teilnehmen können am Evangelium des Lukas und sich begeistern lassen, mit Jesus auch heute im Alltag zu leben…
Im Mittelpunkt der Bibelwoche steht in diesem Jahr also das Lukas-Evangelium und mit ihm verschiedene Episoden daraus.
Heute geht es um das Thema „Rufen und Berufen“. Eben hatten wir das Evangelium dazu gehört…