Liebe Schwestern und Brüder,
heute, am 10. Februar gedenken wir der Heiligen Scholastika, der Schwester des noch im liturgischen Kalender berühmteren Bruders Benedikt von Nursia (heute Norcia).
Es gibt eine wunderbare Geschichte über sie und ihren Bruder.
Er besucht sie im Klostergut, nicht weit weg von dem eigentlichen Kloster. Sie sprechen lange miteinander, die Zeit vergeht und Benedikt muss schweren Herzens zurück ins Kloster, das verlangt die Klosterregel. Die liebende Schwester drängt ihn zu bleiben, er muss aber fort.
Nun wendet sich die Heilige an Gott selbst, damit ihre geschwisterliche Begegnung doch fortgesetzt werden kann und Gott antwortet: Es zieht ein so heftiger Sturm auf, dass Benedikt die Klosterregel gar nicht beachten kann. Sie unterhalten sich die ganze Nacht – über Gott, über das Leben, über alles, was ihren Herzen teuer ist. Kurz nach dieser wundervollen Begegnung verlässt Scholastika diese Welt und kehrt zum Vater zurück.
Dank ihres Glaubens und Mutes wurde ihnen so noch wertvolle Zeit gegönnt, denn jede Regel ist eine Frucht der Liebe und somit ist die Liebe Mutter und Ursprung der Regeln, nicht andersherum. Wir alle tragen den eigenen Kodex des „Richtigen“, unser Alltag und unser Verhalten sind mehr davon geprägt als wir es auf den ersten Blick überhaupt wahrnehmen. Ist es falsch? Nein auf keinen Fall. Wir brauchen das Gerüst für beinahe jede Aktivität, dennoch sollte die treibende Kraft unseres Lebens die wahre Liebe – die Liebe zu Gott und dem Nächsten sein.
Wenn wir die Gottesliebe kennen, wenn wir ihr begegnet sind, wissen wir um die schönste Regel – die Regel Gottes.
Ihr Pfarrvikar
Leszek Bartuzi
Photo: Ausschnitt einer Aufnahme der Nutzerin Beatrice auf Wikimedia Commons (Lizenz CC BY-SA 2.5)
