Am vergangenen Sonntag haben wir eines der größten Feste im Kirchenjahr gefeiert – Pfingsten. Mir persönlich geht es noch nach und ich würde mich dem zuwenden. Dieses Fest hat mich immer wieder zum sonderbaren Nachdenken gebracht. Zwar ist die Aussendung des Heiligen Geistes bildhaft, aber nicht leicht verstehbar. Während das Weihnachts- und Osterfest durch die verlockende Süßwarenindustrie begleitet sind, tritt Pfingsten nur als Feiertag auf. Außerdem bleibt für viele Christen – mich eingeschlossen – das Verhältnis zum Heiligen Geist abstrakt.
Bei genauerem Hinsehen der lukanischen Schilderung (Apg 2,1-13) erfahren wir, dass die Jüngerinnen und Jünger sich schon seit mehreren Tagen zurückgezogen und verschlossen haben. Viele, die schon an Corona erkrankt waren, können sich in die beschriebene Situation leicht hineinversetzen. Im vorigen Kapitel der Apostelgeschichte war einem klar, dass die Jesus-Erscheinungen auf einmal zu Ende sind. Vereinfacht ausgedrückt, kein Coaching mehr. Nun sind die Protagonisten auf sich gestellt. Zwar war ich nicht dabei, aber ich könnte mir vorstellen, welche Gedanken und Gefühle sie beschäftigt haben. Angst dürfte sie befallen haben. Wie wird es weiter gehen?
Ähnliche Situationen haben wir bestimmt alle in unserem Leben. Krankheit, Jobverlust, Umzug, Trennung, Flucht aus dem Heimatland wegen des Krieges… Wie wird es weiter gehen?
Der Heilige Geist überwindet unsere Ängste. Er gibt uns Mut, tröstet uns in der Krise und begleitet uns auf unseren neuen Lebenswegen. Er ermöglicht es uns, die Herausforderungen aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Im Deutschen kann die Wirkung des Heiligen Geistes treffend zum Ausdruck gebracht werden: Er begeistert uns. Seine Wirkung lässt sich meines Erachtens sehr gut im Gebet „Himmlischer König“ erfassen, das in der Ostkirche in fast jedem Gottesdienst gesprochen wird:
Himmlischer König, Tröster,
Du Geist der Wahrheit,
Allgegenwärtiger und alles Erfüllender,
Schatz der Güter und Spender des Lebens,
komm und nimm Wohnung in uns,
reinige uns von allem Makel
und errette, Guter, unsere Seelen.
Liebe Leserinnen und Leser,
ich wünsche Ihnen allen, dass die Wirkung des Heiligen Geistes in Ihrem Leben erfahrbar wird!
Ihr Yaroslav Kryzhanovskyy, Pastoralassistent