Liebe Gemeinde,
würden wir in Rom leben, hätten wir heute alle frei. Dort ist nämlich das Hochfest von Petrus und Paulus, das wir heute feiern, ein gesetzlicher Feiertag.
Aber auch ohne Feiertag lohnt es sich, die beiden Figuren genauer anzusehen.
Petrus: Ein einfacher Fischer, kein Gelehrter oder jemand mit großem Ansehen wird zu einem Charakter, auf dem Jesus seine Kirche aufbauen will. Derselbe Petrus, der Jesus 3x in seiner dunkelsten Stunde verleugnet ist dennoch einer der bedeutendsten Nachfolger Jesu. Er hat für mich zwei besondere Fähigkeiten: Glaube und Hingabe. Er glaubt wirklich, dass das, was Jesus geoffenbart hat, echte Realität ist. In dieser Überzeugung heilt auch er später Kranke (vgl. 1. Lesung heute). Und er liebt Jesus! Er beteuert es nicht nur heute im Evangelium drei Mal, sondern baut auch nach Jesu Tod und Auferstehung sein ganzes Sein auf der Nachfolge Jesu auf.
Paulus hatte eine im wahrsten Sinne des Wortes „umwerfende“ Christusbegegnung. Aus einem, der geradezu fanatisch gegen die Christen gekämpft hat, wird ein glühender Streiter für die Verbreitung der christlichen Botschaft. Und auch er durfte erkennen: Gott liebt dich als sein Geschöpf. Du musst nicht vollkommen sein. Auch du kannst auf Gottes Erbarmen vertrauen. Alles ist möglich.
Beide Apostel repräsentieren zwei unterschiedliche Glaubenswege: Petrus kommt aus der Geschichte mit Jesus und steht für Menschen, die in einer religiösen Gemeinschaft aufwachsen. Paulus hat Jesus nicht gekannt und steht für solche, die eine solche Gemeinschaft nicht kennengelernt haben. Beide eint, dass sie alles andere als perfekt sind. Das macht Hoffnung! Welcher Apostel ist der wichtigere? Petrus, der Fels, auf den sich das Papstamt gründet? Oder Paulus, zu dem die Stimme aus dem Himmel direkt gesprochen hat? Jeder hat auf seine Art und nach besten Kräften zur Verbreitung der christlichen Botschaft beigetragen. Dazu sind auch wir aufgerufen. Bei allem Unperfekten, das wir mitbringen. Auf bayrisch sagt man so schön: „A bisserl was geht immer“ – das gilt auch für uns heute!
Herzlich, Ihre Magdalena Kiess
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