„Trotzdem willkommen!“
Eine Leipziger katholische Kirchengemeinde wirbt mit folgenden Worten an den Kirchentüren bei den aus der Kirche Ausgetretenen: „Bei uns sind Sie zu Gottesdiensten und Sakramenten weiterhin herzlich willkommen!“
Mich ließ diese Werbung und der Artikel in einer großen deutschen Tageszeitung dazu nicht los. Dazu ist der Mitbruder dort vor Ort als Pfarrer auch ein Studienkollege.
Die Gründe eines Kirchenaustrittes sind vielfach bekannt wie auch unterschiedlich. Ich möchte sie gar nicht alle aufzählen. Manchmal antworte ich provokativ im Freundeskreis bei diesem Thema: „Getauft ist getauft“. Austreten kann man gar nicht. Die Taufe ist ein unauslöschliches „Ding“, ein Sakrament eben. Dennoch setzen Jahr für Jahr viele Deutsche diesen Punkt. Sie treten aus der Kirche aus.
Was können wir tun? Können wir dem überhaupt etwas entgegensetzen? Ein jeder Austritt tut auch irgendwie weh und stellt auch unser Tun infrage, „unser“, damit meine ich das Tun, den Glauben und das kirchliche Engagement derer, die „noch“ in der Kirche sind, sich dort beheimatet fühlen.
Eine Antwort versuche ich selbst immer zu geben, indem ich regelmäßig den Menschen möglichst zugewandte Morgenworte auf den rbb-Sendern halte. Vielleicht hört der eine oder die andere zu, der (oder die) daran denkt auszutreten. Ich möchte jedenfalls meinen kleinen Teil dazu tun, diesen Schritt zu verhindern.
Bei mir hängt das mit meiner Geschichte im „DDR-Kontext“ zusammen. Für mich war damals Kirche der Freiraum überhaupt. In meiner Gemeinde gab es den Raum, das zu denken, zu besprechen, was im öffentlichen Raum der DDR verboten war und unterbunden wurde. Kirche als Freiraum? Viele meiner Bekannten verstehen das nur schwer. Aber es ist bis zum heutigen Tage so…
In unserer Pfarrei wollen wir als hauptberuflich Tätige im Pastoralteam und als Mitglieder unserer Pfarrei offen sein, auch für alle, die „offiziell“ aus unserer Kirche ausgetreten sind. Dass viele Menschen unsere Angebote annehmen, sieht man an den vollen Sonntagsmessen, den vielen Besuchern der „Offenen Kirche“, den Gemeindemitgliedern, die offen neuen Menschen entgegentreten… Und seit Jahren ist unser „Erwachsenentaufkurs“ – geleitet von Diakon Eising – ein „Renner“…
Darum haben wir uns in dieser Ausgabe unseres Pfarreimagazins PASTORALE zu diesem Thema Gedanken gemacht. Schauen Sie hinein und lesen Sie, was uns dazu bewegt. Klar, alles kann immer noch viel weiter und offener gedacht werden, aber wir wollen anregen, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis und in unseren Gemeinden und heißen alle weiter herzlich willkommen, die ausgetreten sind und laden alle jene ein, die sich mit dem Gedanken tragen aus der Kirche auszutreten.
Hier zum Lesen: Pastorale 3-4-24
Mathias Laminski,
Leitender Pfarrer der Pfarrei St. Josef Treptow – Köpenick
