neue Ausgabe des Pfarreimagazins „Pastorale“ für Mai / Juni 2021

neue Ausgabe des Pfarreimagazins „Pastorale“ für Mai / Juni 2021

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Pfarrei St. Josef Treptow – Köpenick,

Sport und Religion, Fußball und Religion, Fußball und Kirche, da gibt es einige Parallelen: begeisterte Gesänge, Wallfahrten zu Auswärtsspielen, Devotionalienhandel mit Trikots und Schals. Man spricht vom „heiligen Rasen“, dem Stadion als „Tempel“ oder gar vom „Fußballgott“.

Viele Vereinslogos bilden markante Gotteshäuser ihrer Stadt ab: Der 1. FC Köln zeigt im Wappen den Kölner Dom, im Logo des FC St. Pauli ist die Kirche St. Michaelis, der „Michel“ abgebildet. Im Union-Logo fehlt Ähnliches noch…

Für viele bedeutet der Fußball ein Stück Sinnstiftung und Beheimatung. Es passiert hier etwas, was Kirche auch zum Ziel hat, nämlich generationen- und einkommensübergreifend Menschen zu erreichen.

Fußball ist für viele wie „Religion“ und „Lebensinhalt“, ist tief in der Gesellschaft verwurzelt – trägt bisweilen religiöse Züge, ersetzt aber meiner Meinung nach nicht Religion, denn „das Religiöse“ sitzt eben doch noch viel tiefer im Menschen selbst. Wohl aber bemerken wir, dass Fußball vielfach kirchliche Züge trägt.

Viele Spieler denken vor dem Spiel: Es muss einen Gott geben, der mich beschützt. Deshalb machen viele, brasilianische fast immer, vor dem Spiel ein Kreuzzeichen. Oder danken Gott nach einem Tor damit.

Auch der evangelische Theologe Christhard Lück von der Universität Wuppertal befasst sich mit dem Phänomen. Er sieht ganz allgemein Parallelen zwischen kirchlichem Gottesdienst und der Fankultur in Stadien. „Singen stiftet Gemeinschaft“, sagt Lück. Sowohl in der Kirche als auch im Stadion würden sich Menschen im Gesang vereinen und in der Gruppe neue Stärke gewinnen.

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Aber noch ein paar Gedanken zu unserem Köpenicker Fußballverein, dem 1.FC Union Berlin. Unsere Kirchengemeinde ist ja nur ein paar Hundert Meter vom Stadion „An der Wuhlheide“ entfernt, so dass nicht wenige Mitglieder an Spieltagen erst morgens zur Messe in die Kirche gehen und anschließend, wenn es der Spieltag ergibt, zum Fußball ins Stadion…

Einst wurden die „Gebote“ des Andersseins von UNION durch den langjährigen Fan Daniel „Boone“ Blauschmidt formuliert, genannt „Boone’sche Gesetze“:

  • Mache nie einen Spieler zum Sündenbock!
  • Pfeife nie die Mannschaft aus!
  • Verlasse nicht vor dem Schlusspfiff das Stadion!
  • Heiserkeit ist der Muskelkater des Unioners!

Da sind doch schon ganz schön viele Parallelen zu den „Geboten“ in der Kirche dabei, denke ich.

Und dann ist da noch etwas ganz besonders anders bei Union und hat absolut etwas mit Religion zu tun. Richtig! Das Weihnachtssingen.

Der Ursprung des weihnachtlichen Stadionsingens liegt nicht in Bayern, sondern im Berliner Südosten. Im Jahr 2003, kurz vor Weihnachten, schlichen sich 89 Fans von Union Berlin ins Stadion an der Alten Försterei. Sie hatten Liedtexte auf Zettel gedruckt, sangen einfach drauf los. Inzwischen ist auch in Berlin ein Pfarrer mit dabei, er liest die Weihnachtsgeschichte, das VATERUNSER wird gebetet, Chöre treten auf, zuletzt kamen 28 500 Leute.

Es ist ja mittlerweile beim Weihnachtssingen so, dass man denkt, die Alte Försterei würde für einen Tag zum Gotteshaus. Was hat dieses Stadion denn von einer Kirche? Weihnachtssingen-Initiator Torsten Eisenbeiser:

„Es ist der Verein selbst, der leuchtet. Es gibt für mich und für viele andere, die diesen Verein lieben,‘ nichts Vergleichbares. Solange ich lebe, werde ich diesen Verein lieben. Union ist unsere Familie.“

„Es ist der Verein selbst, der leuchtet“. Schöne Worte und auf unsere Kirchengemeinden doch auch ganz gut zu übertragen. Natürlich ist da überall noch viel Luft nach oben…

Mathias Laminski, Pfr.

Hier der Link zu unseren neuen Pfarrnachrichten:

https://www.katholisch-in-treptow-koepenick.de/images/pfarrnachrichten_pastorale_2021_3_mai-juni.pdf

 

 

 

 

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