Ich liebe Lissabon und eigentlich hatte ich mir den Roman „Nachtzug nach Lissabon“ von Pascal Mercier nur deshalb gekauft. Im Kern geht es zu um eine Reise auf verschiedenen Ebenen mit wesentlichen – auch philosophischen – Themen wie Beziehung und Freundschaft.
Da ist zum Beispiel dieser Satz zu lesen:
„Wenn es so ist, dass wir nur einen kleinen Teil von dem leben können, was in uns ist – was geschieht mit dem Rest?“
Mich inspiriert dieser Gedanke, selbst darüber nachzudenken, was das Leben, meine Beziehungen und Freundschaften eben ausmachen. Natürlich ist man damit nie am Ende…
In einem bekannten Evangelium erzählt Jesus seinen Zuhörern von einem Sämann. Dieser tut alles, was er kann und weiß dennoch, dass er sich in Geduld üben muss, da alles eben zu seiner Zeit wächst, so wie es in der Natur vorgesehen ist. Als Glaubende sagen wir dann oft, dass Gott seinen Teil schon tun wird. Vieles haben wir in der Hand, anderes eben nicht…
Für gelingende Beziehungen und Freundschaften können wir alles Mögliche tun, aktiv sein und alle unsere Kraft investieren, aber dann müssen wir eben auch „wachsen lassen“. Mit eigener Macht, Kraft und noch so großer Energie und Phantasie kommen wir schon mal an Grenzen.
Ich kenne das auch, dass ich Mut zu den kleinen Schritten brauche, obwohl ich ein ziemlich ungeduldiger Mensch bin.
Üben wir uns also in Geduld – in unseren Freundschaften und auch in unseren Lebensprojekten. Tun wir unseren Teil mit bestem Wissen & Können, ja, aber bleiben wir auch gelassen. Damit wir uns nicht verzetteln, sondern dem Gottvertrauen ein wenig mehr Raum geben.
Im „Nachtzug nach Lissabon“ heißt ist diese Lebensregel ungleich schöner formuliert. Da heißt es nämlich:
„Es ist ein Irrtum zu glauben, die entscheidenden Momente eines Lebens müssten von lauter und greller Dramatik sein. In Wahrheit sind die dramatischsten Erfahrungen unseres Lebens oft von unglaublich leiser Art, von wundervoller Lautlosigkeit.“
Ihr Pfarrer Mathias Laminski