„Maria ist der kürzeste Weg zu Jesus“ – dieses Zitat soll vom Heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort († 28.4.1716) stammen. Der Gedanke widerspiegelt sich meines Erachtens im Lichte der Erzählung über die Hochzeit zu Kana in Galiläa (Joh 2,1-12). Darin vollbringt Jesus sein erstes Wunder, indem er aus Wasser guten Wein macht. Offenbar sind hier unterschiedliche Betrachtungsperspektiven möglich:
- symbolische Bedeutung von Wasser und/oder Wein;
- Trauung als Sakrament;
- eschatologische Bedeutung des Begriffs „Stunde“;
- die sieben Zeichen Jesu, denen im Johannesevangelium eine besondere theologische Wichtigkeit zukommt, wobei das Wunder zu Kana das erste ist;
- Freude am Leben etc.
Bemerkenswert scheint mir der Dialog zwischen Jesu und Maria zu sein (Joh 2,3-4). Wahrscheinlich sind hunderte von Gästen eingeladen und so ist es nicht verwunderlich, dass der Wein plötzlich ausgeht. Damit ist die große feierliche Freude in der damaligen nahöstlichen Gesellschaft bedroht, unterbrochen zu werden, schon im Alten Testament steht fest: „Der Wein erfreut des Menschen Herz“ (Ps 104,15). In Marias Hinweis, es gebe keinen Wein mehr, klingt der Appell an, tue etwas. Jesus seinerseits hält ihn für verfrüht. Doch das Zögern ihres Sohnes stört die Mutter anscheinend nicht. Obwohl die Zustimmung Jesu ausgeblieben ist, wendet sie sich an die Diener mit der Gewissheit, dass ihr Wunsch in Erfüllung gehen wird. Am Ende bleibt Jesus nichts anderes übrig, als dem Wunsch seiner Mutter nachzukommen. Es stellen sich vielleicht die Fragen: Was wäre gewesen, hätte sich Maria nicht eingemischt? Hätten die Diener gewusst, was zu tun ist? Oder die Hausherren? Hätte Jesus aus eigener Anregung dieses oder vergleichbares Wunder vollgebracht? Wie dem auch sei, das erste Wunder Jesu ist im vierten Evangelium dank Marias Bemühung geschehen. Die Aussage vom Heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort lässt sich daher schwer widerlegen.
Der Brauch, Marias Hilfe als Schutzmantel zu betrachten, geht auf die Antike zurück. Besonders war er im kaiserlichen Konstantinopel verbreitet. Dort sollen Verteidiger der Stadt Erfolge gegen zahlreiche feindliche Belagerungen dem Schutz der Gottesmutter zugeschrieben haben. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass dem Mantel über seine praktische Funktion hinaus auch eine besondere Bedeutung zukam: Geborgenheit und Schutz.
Seit jeher stellen sich einzelne Gläubige, Bistümer und sogar Länder unter den Schutz der Gottesmutter, was eines der ältesten überlieferten Mariengebete bezeugt, dessen einzelnen Teile schon im 3. Jh. nachweisbar sind. Darin wird Maria, die Gottesmutter als Beschützerin genannt:
Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin;
verschmähe nicht unser Gebet in unseren Nöten,
sondern erlöse uns jederzeit von allen Gefahren.O du glorreiche und gebenedeite Jungfrau,
unsere Frau, unsere Mittlerin,
unsere Fürsprecherin.
Versöhne uns mit deinem Sohne,
empfiehl uns deinem Sohne,
stelle uns deinem Sohne vor.
Liebe Leser*Innen, dieses Gebet ist öfters auf den kirchlichen Bänken zu sehen. Ich lade Sie alle ganz herzlich dazu ein, die Kirche nicht zu verlassen ohne es gesprochen zu haben.
Ihr Yaroslav Kryzhanovskyy, Pastoralassistent