Für manche klang das Wort von Papst Johannes XXXIII. im Vorfeld der Einberufung eines großen Ökumenischen Konzils wie eine Bedrohung, für viele wie eine Befreiung.
Der Staub von Jahrhunderten lag wie ein Tau auf der Kirche und lähmte sie. Die Welt hatte sich durch Weltkriege verändert. Die Menschen erwarteten Neues, erwarteten Reformen, auch von der Kirche. Viele neue Gemeinschaften hatten sich gebildet, die den Reformdruck erhöhten.
Papst Johannes XXXIII. wurde am 28.10.1958 als Patriarch von Venedig eigentlich „nur“ als Übergangspapst gewählt. Zu viele Kardinalsgruppen mit unterschiedlichen Machtinteressen konnten sich zunächst nicht auf einen Kandidaten einigen. Aber der Patriarch von Venedig galt als gemütlicher, netter Mann, der nicht lange leben und die Kirche schon nicht allzu sehr verändern würde…so hofften viele Kardinäle. Sie hatten sich getäuscht.
Mit dem von Johannes XXXIII. einberufenen Konzil begann ein großer Reformprozess in der katholischen Kirche. Für uns als Christen vor Ort sind bis heute viele Dinge kaum noch wegzudenken: die Ökumene, die Liturgiereform, das Verhältnis zu den anderen Religionen…unzählige weitere Reformen wurden durch Dokumente festgehalten und langsam umgesetzt.
Papst Johannes, als Übergangspapst gewählt, gilt heute als einer der beliebtesten Päpste und wurde deshalb von Papst Franziskus am 27. April 2014 heiliggesprochen. Sein Gedenktag ist heute, der 11.10.
Für mich ist er einer meiner „Lieblingsheiligen“. Warum? Ich bitte ihn regemäßig, dass er „von oben“ alle gerade aktuell bei der Weltsynode in Rom Versammelten erleuchten möge. Denn wieder liegt Staub auf der Kirche und man müsste endlich viel klären und erneuern, u.a. das Verhältnis zu geschiedenen Wiederverheirateten und zu anderen Lebenspartnerschaften, das Verhältnis zu den anderen Kirchen, die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle, die nur durch das Öffnen der Kirchenarchive funktionieren wird u.v.a.m.
Möge der Geist dieses Hl.Papstes alle Vertreter der Weltsynode erfassen und „durchschütteln“, ganz nach dem Willen dieses Papstes Johannes XXXIII. : „Macht die Fenster der Kirche weit auf!“
Mathias Laminski, Leitender Pfarrer der Pfarrei St. Josef Treptow – Köpenick
Titelbild von Adrien Siami auf unsplash
