Als ich noch Softwareentwicklung in Potsdam studierte, traf ich auf allerhand Leute, die ein besonderes Faible für technische Spielereien hatten. Nichts davon hat mich nachhaltiger verwundert, als die Armbanduhr eines Dozenten. Sie zeigt die Uhrzeit nur am Rande an und deutlich sichtbarer die verbleibende Lebenszeit seines Trägers. Errechnet aus dem Geburtsdatum und der statistischen Lebenserwartung, läuft sie als unaufhaltsamer Countdown herunter, auf die Sekunde genau.
„Ja, man muss das mögen“, scherzt er selbst darüber und fügt ernst hinzu: „Wir müssen mit dem Tod umgehen. Dadurch wird uns der Wert unserer Lebenszeit erst so richtig bewusst.“
Seitdem er diese Uhr trägt, reicht ihm ein Blick auf das Handgelenk, sollte sich ein Streit über Banalitäten ankündigen. Andersherum zeigt er sich dankbar, für jede Minute, die er im Kreis seiner Familie verbringen darf. Die Kostbarkeit der Zeit trägt er mit sich herum, sprichwörtlich. Nur weil er sich über die Begrenzung seines Lebens bewusst ist, macht er sich Gedanken, wie er es gestalten will.
Ihr Stephan Napieralski, Gemeindereferent