Jubiläum im Zeichen des Kreuzes | Geistlicher Impuls | 15.09.2021

Jubiläum im Zeichen des Kreuzes | Geistlicher Impuls | 15.09.2021

Wenn ich mit den Kindern in unseren Gemeinden das Kreuzzeichen übe, nutze ich gerne diese Eselsbrücke: Zwei Balken hat das Kreuz. Einen, von oben bis unten, der Himmel und Erde verbindet. Der zweite, von links nach rechts, verbindet die Menschen untereinander. Das Kreuz verbindet den Himmel dort oben und die Erde hier unten, sowie die Menschen links und rechts miteinander. 

Vom unendlich hohen Himmel kam Jesus herab, in die tiefsten Abgründe des Lebens: geboren in einem ärmlichen Stall, gestorben an einem grausamen Folterwerkzeug, gedemütigt und erniedrigt. Durch sein Leben, seine Botschaft und Handlungen, durch seinen Tod und seine Auferstehung, hat er Himmel und Erde verbunden. Seit tausenden Jahren führt dieses Geschehen Menschen zueinander, in den Kirchen der ganzen Welt. Seit 90 Jahren verbindet nun unsere Kirche Christus König Menschen miteinander. Was wir am vergangenen Wochenende in „90 Jahre – 90 Stunden“ gefeiert haben, geht darauf zurück: All die wundervollen Momente und gefühlvollen Erinnerungen entstanden, weil seit 90 Jahren Menschen zueinander finden, in dieser einen Kirche, im Zeichen dieses Kreuzes, im gemeinsamen Glauben.

Dieses Symbol, das Kreuz, ein Folterinstrument und Zeichen der Erniedrigung wird dabei eigenartig verwandelt: Es wird zum Zeichen der Hoffnung, einem Symbol des Lebens oder, wie in der Eselsbrücke gedeutet, zum Zeichen der Verbundenheit. Diesen Spannungsbogen griff der gestrige Festtag Kreuzerhöhung auf:

„Du hast das Heil der Welt auf das Holz des Kreuzes gegründet. Vom Baum des Paradieses kam der Tod, vom Baum des Kreuzes erstand das Leben.“
(aus der Präfation vom Festtag Kreuzerhöhung)

So stellt es auch die Künstlerin Annemarie Barthel im Aquarelle dieses Artikels dar. Die Kreuze auf dem Berg Golgotha stehen bereits am Horizont, von der Krippe aus sichtbar. Es gibt einige Kunstwerke, die im Holz der Krippe schon die Balken des Kreuzes andeuten. Zu meinem Namenstag, am 26. Dezember, der Jahr für Jahr die Weihnachtsfreude trübt, schrieb Monsignore Florian Kolfhaus in einem Kommentar:

„Krippe und Kreuz sind aus dem gleichen Holz geschnitzt.“

„Die Krippe ohne das Kreuz ist Kitsch. Stephanus aber, und mit ihm die unzähligen Blutzeugen durch alle Jahrhunderte, zeigen uns, dass der Weg nach Golgatha schon in Betlehem beginnt.“

(Monsignore Florian Kolfhaus in einem Kommentar zum Stephanstag)

Ihr Stephan Napieralski, Gemeindereferent


Bild: Annemarie Barthel
In: Pfarrbriefservice.de

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