Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern | 2. Station auf dem Online-Kreuzweg

Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern | 2. Station auf dem Online-Kreuzweg

Eröffnung des Gebets

Verbunden im Gebet, gehen wir den Kreuzweg. Beginnen wir unsere gemeinsame Etappe in der Fastenzeit, die gemeinsame Station auf dem Kreuzweg Jesu, unter dem Zeichen seines Kreuzes:

+ Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes,
Amen.

Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus und preisen Dich,
denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

Betrachtung der Station

Der folgende Text ist eine Betrachtung des Geschehens der Station. Gerne können Sie die Aufnahme starten und dabei zurück nach oben scrollen, auf das Titelbild.

Gerade eben noch aufrecht – jetzt von der Last des Kreuzes niedergedrückt.
Am Boden liegt der, der das Kreuz schultert. Allein.

Die Augen sind geschlossen. Der Geschundene versucht, sich aufzurichten. Das Kreuz bestimmt übermächtig die Szene.

Ein Riss geht durch das Bild.

Der leidende Gottesknecht hier, die gaffende Menge dort. Der Niedergedrückte vorne, die Folterknechte im Hintergrund. Und sind da nicht auch Menschen, die das Schicksal Jesu betroffen aus der Distanz anschauen? Menschen, die sich vom Weg Jesu berühren lassen?

Persönlicher Impuls von Magdalena Kiess

Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern. Er muss sein eigenes Folterinstrument zum Ort seiner Hinrichtung tragen. Eine unvorstellbare Last liegt auf ihm – trägt er ja nicht nur die materielle Last des Holzes, sondern im Herzen auch die Schuld aller Welt. Als Christen wissen wir aber: dabei bleibt es nicht. Die Erniedrigung und Demütigung, die Ermordung Jesu ist nicht das Ende. Gläubig sehen wir bereits den kleinen Lichtschein der Auferstehung hinter den dunklen Wolken von Leid und Tod.

„Sein Kreuz tragen“ hat sich mittlerweile in unseren Sprachgebrauch eingewoben. Wenn Menschen mit schweren Schicksalen konfrontiert sind, wenn Türen verschlossen bleiben, fällt schon mal sinngemäß der Satz: „Das ist das Kreuz, das ich tragen muss.“ Und auch Jesus spricht im Lukasevangelium „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Was beim ersten Hören nach Resignation und Handlungsunfähigkeit klingt, könnte meines Erachtens ganz anders gemeint sein. Ich denke nicht, dass man (alle) Schwierigkeiten, die einem im Leben widerfahren, tatenlos hinnehmen sollte mit den (selbstmitleidigen?) Gedanken: „Dieses Kreuz muss ich nun mal tragen.“ Gleichzeitig kann man manche schwere Schicksalsschläge nun mal wirklich nicht ändern und muss sie versuchen, in sein Leben zu integrieren. Jesus hat sein Kreuz getragen, damit wir ein Leben in Fülle haben dürfen. Aber in unserer Lebensrealität zeigt sich: Das eine ist anscheinend schwer ohne das andere zu haben…

Wenn wir auf Jesu Leben blicken, erscheint eine Möglichkeit, dieses Kreuz für uns heute zu interpretieren. Jesus war in den wenigen Jahren seines Wirkens den Kräften seines Umfelds extrem ausgesetzt: Einerseits war er der bejubelte Star, dem die Menschen die Kleider zu Füßen legten und in Scharen nachfolgten, andererseits war er verhasst, verspottet und wird zum Tode verurteilt. Das Kreuz, das er auf die Schultern nimmt, ist auch ein Zeichen seiner Stärke und Herrschaft. Er macht keinen Rückzieher und widerruft seine Aussagen. Er bleibt seinem Auftrag, seiner Person und seinem Gott treu – bis zum Tod.

Dynamiken des Gegenwinds erleben auch wir heute. Natürlich  – und Gott sei Dank! – nicht in dem extremen Ausmaßen, wie sie Jesus ertragen mussten. Aber auch wir sind gerufen, „unser Kreuz“ im Leben auf uns zu nehmen. Das könnte bedeuten: Zu unserem Glauben zu stehen, auch wenn wir dafür belächelt werden. Unsere Wünsche und Sehnsüchte, unser Suchen nach Gott nicht zu verleugnen, auch wenn es anstrengend ist und vielleicht Gegenwind verursacht. Den einen Schritt mehr auf den anderen zugehen, obwohl er/sie dran wäre. In der Steuererklärung nicht zu tricksen, obwohl es alle machen. Es könne bedeuten, das Gedankenkreisen um sich selbst zu durchbrechen und den Blick wieder zu Gott hin zu wenden – zum Kreuz.

Gebet an der 2. Station

Herr Jesus Christus,
wir danken dir für dein Opfer für uns. Wir danken dir, dass du unser Leben in alles Höhen und Tiefen mitgehst – denn du hast sie selbst durchlebt. Wir danken dir, dass du dein Kreuz auf dich genommen hast und losgegangen bist, uns zu erlösen.

Wir bitten dich, hilf uns, auch selbst immer wieder unser ganz persönliches Kreuz zu tragen. Hilf uns, auch loszugehen und durchzuhalten und lass unser Umfeld auch durch uns immer mehr den Geist Gottes atmen.
Amen.


Titelbild und Betrachtung der Station aus dem Misereor-Kreuzweg für Erwachsene 2021
©Ejti Stih/MISEREOR

Eine Übersicht über alle Stationen unseres Online-Kreuzwegs finden Sie hier.

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