Liebe Schwestern und Brüder, liebe Leserinnen und Leser,
In der heutigen Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg. 8,26-40) wird von Philippus berichtet, der von Gott auf den Weg geschickt wird, um den Minister der Königin von Äthiopien im Glauben zu unterweisen und zu taufen. Der Minister war auf einer Wallfahrt, um in Jerusalem Gott anzubeten. Er war ein Gottsucher und so las er auf dem Weg in den Schriften der Bibel, konnte aber den Sinn nicht verstehen, da niemand da war, der es ihm erklärte. Philippus verkündete ihm daraufhin das Evangelium, die Heilsbotschaft von Jesus. Durch diese Verkündigung, durch dieses Glaubenszeugnis des Philippus, wurden dem Minister die Augen geöffnet für die wahre Begegnung mit dem barmherzigen Gott in Jesus Christus, so dass er umgehend um die Taufe bat.
Vor einigen Tagen hatte ich ein Beerdigungsgespräch mit dem Sohn der Verstorbenen. Der Sohn erzählte davon, dass seine Mutter die letzten vier Wochen ihres Lebens im Köpenicker Hospiz leben durfte. Die Mutter wurde zwar katholisch getauft, hatte aber in ihrem Leben keine Beziehung zu einem Glauben an Gott und zur Kirche gefunden. So wuchs auch der Sohn ohne irgendeinen Bezug zu religiösen Fragen, zum Glauben oder zur Kirche auf. In der Zeit, da seine Mutter im Hospiz war, kam er durch seine Besuche auch mit den Pflegerinnen und Pflegern ins Gespräch und kam so mehr und mehr mit der offenen, freundlichen, den sterbenden Menschen zugewandten Atmosphäre des Hospizes in Berührung. Das hat den Sohn so sehr beeindruckt und auch verändert, dass er den Tod seiner Mutter nun nicht mehr als ein reines Weggehen, als einen Endpunkt, sondern als ein Hinübergehen in eine andere Welt wahrnehmen kann. In ihm wurde die Tür zur Gottesbegegnung, zum Glauben geöffnet. Er ist ein Gottsucher geworden.
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Leserinnen und Leser, manchmal sind es solche grundlegenden Situationen, wie oben beschrieben beim Sohn oder wie in der Apostelgeschichte, manchmal sind es aber auch die ganz alltäglichen Dinge des Lebens, die uns nach dem Sinn des Ganzen fragen lassen. Ich lade Sie ein, offen zu werden, für solche Momente im Leben – Gottsucher zu werden – immer wieder neu – ein Leben lang.
Ihr Alfons Eising, Diakon