Impuls für den Tag – 18.06.2020 – Das Gebet des Herrn

Impuls für den Tag – 18.06.2020 – Das Gebet des Herrn

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Leserinnen und Leser,

immer wenn es im Gottesdienst heißt: „Lasset uns beten, wie der Herr uns zu beten gelehrt hat“, folgt das gemeinsame Beten des Gebetes, das alle Christen miteinander verbindet, das „Vaterunser“. Es ist ja wohl nicht nur das am häufigsten gebetete Gebet, sondern auch wohl das Gebet, dass sich am tiefsten in das Leben eines Christen einprägt. Das Vaterunser ist uns an zwei Stellen des Neuen Testaments überliefert: Im Matthäusevangelium im Kapitel 6,Verse 9-13 und im Lukasevangelium im Kapitel 11, Verse 2-5. Die kürzere Form aus dem Lukasevangelium ist vermutlich die ursprünglichere.

Im Matthäusevangelium, das heute in der Leseordnung für die Heilige Messe vorgesehen ist, sind mir zwei besondere Verse aufgefallen, die doch etwas von dem abweichen, wie wir gewöhnlich das Vaterunser beten. Und diese beiden Gedanken möchte ich Euch/Ihnen heute mitgeben.

Da heißt es im Vers 11: „Gib uns heute das Brot, das wir brauchen“. Die Brotbitte im Matthäusevangelium verweist uns auf den heutigen Tag. Das Brot für den heutigen Tag steht da im Mittelpunkt. So formuliert kann uns diese Bitte noch mal neu nachdenken lassen, über unser Leben. Wie häufig leben wir schon im morgen? Wie oft kreisen unsere Gedanken um die Zukunft – um das Vor-sorgen? Der obige Vers verweist uns auf das heute – auf den jetzigen Moment, der wichtig ist. Er verweist auf die Menschen, die jetzt um mich herum sind – auf das was ich jetzt tun kann.

Und im Vers 12 heißt es: „Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben“. Der Beter dieses Verses ist sich bewusst, dass nur ein Herz, das auch anderen die Schuld erlassen kann, wirklich auf die eigene Schuld schauen kann. Und ein Mensch, der anderen schon die Schuld erlassen hat, weiß sich von Gott getragen. Nicht aus Berechnung – sozusagen als Vorleistung für Gottes Gnade – nein, sicher nicht, sondern wir dürfen anderen die Schuld erlassen aus Liebe – aus der Liebe zum Nächsten und aus der Liebe zu Gott – denn wir selbst sind von Gott her hineingezogen in die Liebesbeziehung eben mit dem dreifaltigen Gott.

Ich wünsche Euch/Ihnen einen gesegneten Tag.

Alfons Eising
Diakon

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