Liebe Schwestern und Brüder,
liebe Leserinnen und Leser,
aufmerksame Hörer der Evangelien wissen es sicher, dass die Verkündigung des Evangeliums in der Heiligen Messe immer mit den Worten „In jener Zeit“ beginnt. Das ist ja auch richtig, so werden Sie liebe Leserinnen und Leser nun sicher sagen, denn das Evangelium berichtet schließlich aus jener Zeit, in der Jesus mit seinen Jünger im Land Israel unterwegs war und die Heilszeit Gottes verkündet hat.
Die Worte „In jener Zeit“ haben, neben diesem oben genannten, jedoch noch einen zweiten Aspekt, der in diesen Worten nicht so gut zum Ausdruck kommt. Da kann uns ein Blick ins Griechische helfen, denn in dieser Sprache wurden die Evangelien geschrieben. Da gibt es zunächst den Begriff „Chronos“. Chronos meint den langen Zeitabschnitt, den wir in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einteilen. Chronos meint dann also die in den Evangelien geschilderten Ereignisse in der Vergangenheit. Daneben gibt es im Griechischen den Zeitbegriff „Kairos“. Kairos meint biblisch gesprochen einen von Gott gegebenen Zeitpunkt, eine besondere Chance, eine Gelegenheit für die Entscheidung zwischen Glauben und Unglauben. Kairos meint also die Gegenwart, die Jetztzeit – als die Zeit des von Gott geschenkten Heils.
Wenn wir bei der Verkündigung des Evangeliums also die Worte „In jener Zeit“ hören, dann dürfen wir immer beides Bedenken, das vergangene Geschehen und das Hineinsprechen der Heilsbotschaft in unserer Zeit, in unser eignes Leben. Gottes Heilszeit umfasst unsere ganze Zeit – die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Auch wenn es oftmals sowohl in unserem eigenen Leben, als auch auf unserer Erde überhaupt nicht spürbar ist, Gottes Heil wird hineingesprochen in jede Zeit und ist wirksam zu jeder Zeit.
Hören wir bei der Verkündigung des Evangeliums doch einfach folgende Worte immer mit: „In jener Zeit – und das ist jetzt“
Ihr Diakon
Alfons Eising