Impuls für den Tag – 13.06.2020 – Er geht zu den Flüssen und predigt den Fischen

Impuls für den Tag – 13.06.2020 – Er geht zu den Flüssen und predigt den Fischen

Liebe Gemeinden unserer Pfarrei, liebe Leserin, lieber Leser,
ich grüße Sie heute am 13. Juni, dem Gedenktag des heiligen Antonius von Padua. Insbesondere grüße ich unsere Gemeinde St. Antonius mit der schönen großen Kirche in Oberschöneweide, die heute, ihr Patronat feiert.
Da der Samstagsbeitrag immer ein musikalischer ist, ich aber trotzdem den Bezug zum heiligen Antonius behalten wollte, der uns zwar wunderbare Predigten hinterlassen, aber leider keine Texte geschrieben hat, die zu schönen Liedern vertont wurden, musste ich einen kleinen humoristischen Umweg gehen.
So wie es überliefert ist, dass Franziskus den Vögeln predigte, wird der heilige Antonius mit den Worten „Da ihr euch des Wortes Gottes unwürdig zeigt, wende ich mich an die Fische, um eure Ungläubigkeit noch deutlicher zu unterstreichen.“ zitiert. Er leitet damit seine „Fischpredigt“ ein.
Diese Erzählung der Fischpredigt mündete in ein Volkslied, dessen Text uns erhalten ist.
Unter dem Titel „Des Knaben Wunderhorn“ veröffentlichten Clemens Brentano und Achim von Arnim von 1805 bis 1808 eine Sammlung von Volksliedtexten, die teilweise auch bis ins Mittelater zurückgehen, in drei Bänden. In dieser Sammlung findet sich nun folgender Liedtext:

Des Antonius von Padua Fischpredigt

Antonius zur Predigt
Die Kirche find’t ledig!
Er geht zu den Flüssen
und predigt den Fischen!
Sie schlag’n mit den Schwänzen!
Im Sonnenschein glänzen!

Die Karpfen mit Rogen
seynd all’ hierher zogen,
hab’n d’Mäuler aufrissen,
sich Zuhörn’s beflissen!
Kein Predigt niemalen
den Fischen so g’fallen!

Spitzgoschete Hechte,
die immerzu fechten,
sind eilend herschwommen,
zu hören den Frommen!

Auch jene Phantasten,
die immerzu fasten:
die Stockfisch ich meine,
zur Predigt erscheinen.
Kein Predigt niemalen
den Stockfisch so g’fallen.

Gut Aale und Hausen,
die vornehme schmausen,
die selbst sich bequemen,
die Predigt vernehmen!

Auch Krebse, Schildkroten,
sonst langsame Boten,
steigen eilig vom Grund,
zu hören diesen Mund!
Kein Predigt niemalen
den Krebsen so g’fallen!

Fisch große, Fisch’ kleine,
vornehm’ und gemeine,
erheben die Köpfe
wie verständ’ge Geschöpfe!
Auf Gottes Begehren
die Predigt anhören!

Die Predigt geendet,
ein Jeder sich wendet.
Die Hechte bleiben Diebe,
die Aale viel lieben;
die Predigt hat g’fallen.
sie bleiben wie allen!

Die Krebs’ geh’n zurücke,
die Stockfisch’ bleib’n dicke,
die Karpfen viel fressen,
die Predigt vergessen, vergessen!
Die Predigt hat g’fallen
sie bleiben wie allen!

Eine originale Melodie ist leider nicht bekannt.
Der spätromantische Komponist Gustav Mahler (1860-1911) vertonte nun im Zyklus „Des Knaben Wunderhorn“  diesen heiteren Text und ich bitte den berühmten Liedsänger Dietrich Fischer-Dieskau (1925-2012) einmal, uns dieses wunderbare augenzwinkernde Werk mit der Musizieranweisung „Behäbig. Mit Humor.“  zu singen. Klicken sie dazu bitte hier https://www.youtube.com/watch?v=JXD2XfDMKSM und kommen Sie nach dem Anhören bitte zurück auf diese Seite.

Die Melodie dieses Liedes ist nun Grundlage der folgenden Orgelimprovisation und wird von mir mit einem musikalischen Glück- und Segenswunsch an die Gemeinde St. Antonius von Padua-Oberschöneweide verbunden. Aufgenommen wurde diese Orgelimprovisation natürlich an der wunderbaren Eggert-Orgel in St. Antonius. Viel Vergnügen!

Es grüßt sie ganz herzlich, Ihr Tobias Segsa, Kirchenmusiker mit Sternzeichen FISCH

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