Die Emmauserzählung (Lk 24,13-35)
Liebe Leserin und lieber Leser!
„Brannte nicht unser Herz in uns?“ Das fragten sich zwei von den Jüngern Jesu.
Sie waren nach der Kreuzigung Jesu und den für sie so enttäuschenden Tod ihres Meisters und Herrn gemeinsam auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist. Sie gingen gemeinsam zurück in ihr altes Zuhause, zurück in ihre alte Welt, in der sie lebten, bevor sie Jesus kennengelernt hatten. Die Hoffnung, die sie beide mit Jesus verbunden hatte und die sie in diesen Jesus gesetzt hatten, diese Hoffnung schien für sie am Kreuz zu scheitern, zu enden. Aus und vorbei!
Diese zwei sogenannten Emmausjünger – (einer von den beiden hieß mit richtigem Namen Kléopas, wie es beim Evangelisten Lukas geschrieben steht) – sie hatten gehofft, dass Jesus der sei, der Israel erlösen werde. Für sie war Jesus aus Nazareth ein Prophet, mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk. Doch die Hohepriester und Führer ihres Volkes Israel haben diesen Jesus zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen. Ein klares Fehlurteil und noch völlig ungerecht dazu beendet abrupt alle Hoffnung und Erwartungen, die die zwei an diesen Jesus geknüpft hatten. Sie sind deshalb auf dem Weg zurück, zurück in ihr altes Dorf namens Emmaus.
Aber das Herz der beiden Jünger schlägt noch. Sie sind immer noch ansprechbar trotz der großen Enttäuschung, die sie erleben und einstecken mussten. Diese Offenheit für ein Gespräch und die Bereitschaft zum Hören wie zum Austausch nutzt der auferstandene Jesus und er geht mit ihnen zusammen ein gutes Stück des Weges zurück. Jesus dreht die zwei nicht gleich um und sagt auch nicht sofort, ihr müsst wieder nach Jerusalem gehen. Nein, der Auferstandene geht zunächst mit den zwei völlig Enttäuschten zurück nach Emmaus. Jesus spricht mit ihnen auf diesem Weg. Er trifft bei den Beiden – (Gott sei Dank) – auf offene Ohren und Herzen trotz ihrer scheinbar verloren gegangener Hoffnung.
Als Jesus dann mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre von Trauer getrübten Augen aufgetan und sie erkannten ihn; und er entschwand ihren Blicken.
Und sie sagten zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete?
Und die zwei Emmausjünger kehrten wieder um, nach Jerusalem zurück und aus den Emmausjüngern werden Jerusalemjünger. Im Bild gesprochen, kann man hier sagen: Aus der Enge und Kleinheit eines Dorfes kehren die zwei Jünger zurück in die Weite und Größe der himmlischen Stadt, eine Stadt, die Hoffnung und Leben schenkt.
Zu Ostern wünsche ich uns allen ein brennendes Herz, das Herz dieser Emmausjünger, das offen und ansprechbar bleibt auch in den Bedrängnissen und Kreuzerfahrungen des Lebens, frohe und gesegnete Ostern
Ihr Pfarrer Matthias Ullrich (Pfarrvikar)