Impuls für den Tag – 08.05.2020 – Tag der Befreiung

Impuls für den Tag – 08.05.2020 – Tag der Befreiung

„Niemand bestreitet heute mehr ernsthaft, dass der 8. Mai 1945 ein Tag der Befreiung gewesen ist – der Befreiung von nationalsozialistischer Herrschaft, von Völkermord und dem Grauen des Krieges.“

Gerhard Schröder am 8. Mai 2000, damaliger Bundeskanzler

Heute, genau 20 Jahre später, ist dieser 8. Mai erstmals gesetzlicher Feiertag in Berlin. Der heutige Tag erinnert an ein schreckliches Ende, das einen sagenhaften Neubeginn einläuten sollte. Im heutigen Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst, der damaligen Pionierschule I, unterzeichnen vor genau 75 Jahren Marschall Georgi Konstantinowitsch Schukow, Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, Generaladmiral Hans-Georg von Friedeburg und Generaloberst Hans-Jürgen Stumpff, sowie Luftmarschall Arthur Tedder die bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht. Als Zeugen unterschreiben General Lattre de Tassigny und US-General Carl Spaatz.

Am 8. Mai 1945 endet der Zweite Weltkrieg und somit eine Zeit unfassbaren Leids. An diesem Tag endet das Naziregime und damit verbunden die industriell organisierte Ermordung von Menschen. An diesem Tag endet ein Menschheitsverbrechen grausamsten Ausmaßes. An diesem Tag endet ein Krieg, der 60 Millionen Menschen das Leben kosten sollte.

An diesem Tag beginnt die politische Spaltung Deutschlands und wenn wir das inzwischen 20 Jahre alte Zitat des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder heute lesen, so scheint dieser 8. Mai in diesem Jahr zumindest die Gemüter erneut zu teilen. In den letzten Tagen schien umstritten, ob dieser Tag, mitsamt seiner Geschichte, als Feiertag geeignet sei. Wobei, strenggenommen stritten nur wenige: Einer Meinung, wie gefühlt seit Jahrzehnten nicht, äußerten sich Vertreter:innen von Grünen, Linken, SPD, FDP und CDU ob der Bedeutung des 8. Mai. Im Grunde stach nur eine einzige Partei heraus. Sei es Provokation oder nennen wir es „Ausnahmen bestätigen die Regel.“ – Die Vertreter:innen der Politik befürworten diesen Feiertag, gedenken der Bedeutung und fordern eine bundesweite, wenn nicht gar europaweite, Ausweitung.1

„Im Grunde genommen bleibt dieser 8. Mai 1945 die tragischste und fragwürdigste Paradoxie der Geschichte für jeden von uns. Warum denn? Weil wir erlöst und vernichtet in einem gewesen sind.“

Theodor Heuss am am 8. Mai 1949 bei der Verkündung des Grundgesetzes, wenige Monate vor seiner Ernennung zum ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland

Ein religiös anmutender Satz: Vernichtung und Erlösung hängen untrennbar zusammen. Ein schreckliches Ende läutet einen sagenhaften Neubeginn ein. Wenn uns dieses Motiv nicht bekannt vorkommt, dann scheinen wir das Osterfest verpasst zu haben. Wie nah grausamer Tod und erfülltes Leben beieinander liegen, ließ die Liturgie von Karfreitag und Ostern spürbar werden. In diesem Jahr war dies online erlebbar, leider nicht in verbundener Gemeinschaft in unseren Kirchen. Auch der heutige Feiertag steht unter dieser Herausforderung. Das geplante Fest der Begegnung, auf der Straße des 17. Juni, wurde abgesagt. Auch heute bringen uns online-Angebote zusammen, zwar nicht persönlich, doch im Geiste eines Gedenkens.

„Am 8. Mai wäre dann Gelegenheit, über die großen Hoffnungen der Menschheit nachzudenken: Über Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – und Schwesterlichkeit.“

Esther Bejarano, eine Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz, in ihrer Forderung, den 8. Mai zum bundesweiten Feiertag zu erklären

Eine Möglichkeit, den Ereignissen diesen Tages online zu gedenken, finden Sie unter diesem Link:
https://75jahrekriegsende.berlin

Ihr Stephan Napieralski, Gemeindereferent


1 https://www.tagesschau.de/inland/debatte-feiertag-8-mai-101.html

Bild: Peter Weidemann
In: Pfarrbriefservice.de

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