Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, liebe Leserinnen und Leser,
Heute möchte ich mit Ihnen eine Begegnung teilen.
Da derzeit in Friedrichshagen die Christophorus-Kirche umgebaut wird, ist die evangelische Christophorus-Gemeinde Gast in unserer St. Franziskuskirche. Am vergangenen Sonntag hatte ich einmal Gelegenheit, am stillen Gebet der Gemeinde um 10 Uhr teilzunehmen. Als Impuls für das Gebet verkündet Pfarrer Böttcher auch immer einen Abschnitt aus dem Evangelium. Am Sonntag wurde aus dem Johannesevangelium Kapitel 15, Vers 1 – 8 gelesen. In diesem Gleichnis geht es um Jesus als den wahren Weinstock und um Gott, den Vater, als Winzer. Das Gleichnis beschreibt die enge Verbundenheit der Jünger Jesu mit ihrem Herrn Jesus Christus und ist sicher eines der bekanntesten und schönsten Gleichnisse, die wir in den Evangelien finden.
Nachdem Pfarrer Böttcher das Evangelienbuch zu Seite gelegt hatte und sich gerade wieder setzen wollte, meldet sich ganz überraschenderweise ein junger Mann und fragte ganz ernst, was denn die verdorrte Rebe, die abgeschnitten wird und ins Feuer geworfen wird, falsch gemacht habe? Pfarrer Böttcher antwortete, dass das Gleichnis keine moralische Wertung eines Lebens vornimmt. Gerade Jesus hat sich in seinem Leben insbesondere der moralisch ausgegrenzten, gesellschaftlich ausgestoßenen Menschen angenommen. Im Gleichnis geht es um eine echte lebendige Beziehung zu Jesus Christus, dem auferstandenen Herrn. Das Gleichnis will in erster Linie die Menschen ansprechen, die schon in einer Beziehung zu Jesus Christus leben, also uns Christen. Das Gleichnis ist auch zugleich Warnung, dass wir Christen nicht nachlassen, die Beziehung zu Jesus Christus in unserem Leben, in unserem Alltag lebendig zu gestalten.
Nach der Gebetsstunde erzählte der junge Mann davon, wie in seinem Leben einiges schief gelaufen ist und er sich daher gerade von diesem Vers besonders angesprochen fühlte. Er ist an diesem Sonntag zufällig in die Kirche gekommen und hat in seinem Leben bisher keine Beziehung zum Glauben, zur Kirche und zu Jesus Christus.
Ich bin immer wieder tief beeindruckt, welche Kraft das Evangelium hat, Menschen direkt in ihrem Leben anzusprechen – ihr Leben anzufragen. Lassen auch wir uns, liebe Schwestern und Brüder im Herrn, liebe Leserinnen und Leser immer wieder von den Texten der Bibel anfragen. Vielleicht schlagen Sie doch einfach jetzt gleich die Bibel auf und beginnen mit dem oben genannten Johannesevangelium.
Ihnen alles Gute und Gottes Segen
Ihr Alfons Eising, Diakon