Wir Menschen sollen im Licht verkünden, was Christus nur in der Dunkelheit verkündet hat, so heißt es im heutigen Matthäusevangelium. Dieser Text beschreibt nicht etwa, dass sich Jesus versteckt gehalten hätte und es uns überlässt mit seiner Botschaft ins Offene zu treten. Es bedeutet auch nicht, dass unsere Verkündigung wirkmächtiger ist, als seine eigene. Der Text weißt daraufhin, dass Jesus Christus zur Verkündigung seiner Botschaft und damit sich diese verwirklicht, auf uns Menschen angewiesen ist. Wenn die Verkündigung auf das irdische Wirken Jesu begrenzt bleibt, die Verkündigung der Botschaft also ausschließlich durch seinen Mund erfolgt, so wird sie im Dunkeln also den Menschen verborgen bleiben. Damit sie bekannt wird und verwirklicht werden kann, müssen wir Menschen sie verkünden und sie mit Leben füllen. Dann gerät sie ins Licht und wird gut sichtbar. Die Erzählung beschreibt eine Konstellation aus Jesus und seinen Jüngern, also auch uns, dem Licht und der Dunkelheit. Die Botschaft gelangt durch uns Menschen ins Licht. Mir kamen dabei zwei Gedanken, die sich aus den Elementen der gleichen Konstellation zusammensetzen aber diese in jeweils andere Zusammenhänge bringen. Gemeinsam bleibt ihnen aber die Frage nach der Verkündigung der Botschaft Jesu Christi.
Für mich stellt sich diese Konstellation manchmal in gewisser Weise verkehrt dar. Christus ist der im Licht. Er ist unübersehbar, sei es durch die Kirchen als Bauwerke, Feiertage oder nicht zuletzt an der Tatsache zu erkennen, dass tatsächlich die meisten Menschen eine Ahnung haben wer Jesus Christus ist, zumindest in dem Sinne dass die wesentlichen Begebenheiten seiner Lebensgeschichte auf Erden bekannt sind. Erstaunlicherweise findet sich auch kaum jemand der wirklich was Schlechtes über ihn sagt. Das ist weniger verwunderlich wenn man bedenkt, dass Nächstenliebe und Hilfe für die, die in Not sind von der überwältigenden Mehrheit der Menschen befürwortet werden. Wir selber sind da eher im Dunkeln. Zwar ist Christus sehr präsent aber nicht wir als Christen. In die Kirche gehen wir am Sonntag, aber im Alltag sind wir mit anderem beschäftigt. Es fällt uns dann sehr schwer, uns zum Christlichen zu bekennen. Ich kenne dies vor allem in der unangenehmen Variante, wenn jemand der den Teil mit dem Brot das angeblich Jesus selbst sei noch kennt und dann fragt ob ich das wirklich glaube.
Es kommt aber auch vor dass wir als Christen im Licht sind und dies sogar sehr gerne. Bei großen Feiern, auf dem Petersplatz oder auf Weltjugendtagen und dergleichen. In diesem grellen Licht macht das Christsein Freude. Weniger konsequent sind wir, wenn es darauf ankommt im dunklen Christ zu sein, wenn niemand zusieht. Wenn ich Bettlern auf der Straße begegne oder in einem Supermarkt vor dem Regal mit den Fleischprodukten stehe, bei denen mir spätestens in diesen Tagen bekannt geworden sein muss, was hinter deren Produktion steckt, vor allem warum manche davon so verdächtig billig sein können. Dies sind nur die ersten Beispiele, die mir in den Sinn kommen, jeder wird viele weitere aus den eigenen Erfahrungen kennen. Es geht auch nicht darum, die oft spektakulären Ereignisse, in denen wir unseren Glauben leben, zu verteufeln oder irgendwem die Freude daran zu nehmen. Im Gegenteil, auch sie geben Zeugnis von unserem Glauben und machen gerade wenn sie spektakulär sind, die Botschaft Jesu Christi bekannter. Wir sind aber auch gefordert im Dunkeln Christ zu sein, wenn das völlig unspektakulär ist und es auf uns als Einzelne ankommt.
Diese Konstellationen sollen nicht verschiedene Menschen beschreiben. Es kommen alle in meinem Leben vor, oft auch kurz hintereinander. Sie beschreiben alle das gemeinsame Problem, dass die Botschaft Jesu Christi in eine Sackgasse geraten kann, wenn wir sie annehmen und nicht weiter verkünden, aber auch wenn sie Theorie bleibt und wir sie nicht im Leben umsetzen.
Wir Christen müssen teilen, was uns mit der Botschaft Jesu Christi geschenkt wurde und wir müssen diese Botschaft in unserem Leben verkörpern.
Ihr Daniel Tinten, Priesteramtskandidat