Lesung von Mittwoch, 21.12.22:
„Horch! Mein Geliebter! Sieh da, er kommt. Er springt über die Berge, hüpft über die Hügel. Der Gazelle gleicht mein Geliebter, dem jungen Hirsch. Ja, draußen steht er an der Wand unseres Hauses; er blickt durch die Fenster, späht durch die Gitter. Der Geliebte spricht zu mir: Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, so komm doch! Denn vorbei ist der Winter, verrauscht der Regen.Auf der Flur erscheinen die Blumen; die Zeit zum Singen ist da. Die Stimme der Turteltaube ist zu hören in unserem Land. Am Feigenbaum reifen die ersten Früchte; die blühenden Reben duften. Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, so komm doch! Meine Taube im Felsennest, versteckt an der Steilwand, dein Gesicht lass mich sehen, deine Stimme hören! Denn süß ist deine Stimme, lieblich dein Gesicht.“
(Hld,2,8-14)
Die Kirche schlägt uns für heute eine besonders schöne Lesung vor. Gern werden Abschnitte aus dem Hohelied der Liebe zurecht bei Hochzeitsfeierlichkeiten ausgewählt. Es sind Texte, in denen die menschliche Liebe besungen wird. Manchmal vermischt sich in diesen und ähnlichen Liedern Menschliches und Göttliches. Die Erfahrung menschlicher Liebe ist im Grund eine religiöse Erfahrung; sie macht den Menschen fähig, das Geheimnis Gottes zu ahnen. Vom Besuch des Liebenden bei seiner Geliebten und von seinem zarten Werben um sie ist in dieser Lesung die Rede.
Aber warum am heutigen Tag diese Lesung zu dem Evangelium von der Begegnung Marias mit Elisabeth? Das Evangelium berichtet eben ausführlicher von dieser Begegnung der zwei Cousinen und damit zugleich von der ersten Begegnung Jesu mit seinem Vorläufer Johannes.
Das Wichtigste hören wir in V. 11: „Der Winter ist vorbei“; die Sonne steigt höher, das wahre Licht kommt, um die dunkle Welt zu erhellen, die kalte Welt zu erwärmen. Das Fest der Geburt Christi naht.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest!
Mathias Laminski, Leitender Pfarrer
Bild: Monika Erhard
Skulptur: Timo Winheim
In: Pfarrbriefservice.de