Am 17.9. feiert die Kirche die Mystikerin und Kirchenlehrerin Hildegard v. Bingen. Weitere Ehrentitel, wie die „Teutonische Prophetin“ zeichnen sie als außergewöhnliche und geniale Frau mit vielseitigen Gaben aus. Im 12. Jahrhundert war sie die weit bekannte Äbtissin ihrer Klostergründung Rupertsberg und später Eibingen am Rhein.
In ihren Schriften liefert sie mit erstaunlicher Kühnheit eine Gesamtschau des Kosmos mit all seinen Kräften. Mikro- und Makrokosmos sind verwoben und durchdrungen von den göttlichen Kräften und Energien des Schöpfers. Mit großer Ehrfurcht spricht sie vom lebendigen Organismus des Alls.
Woher schöpft sie diese umfassenden Kenntnisse?
Eine alte Buchmalerei verdeutlicht das: Die Benediktinerin sitzt in ihrer Klause, während ein großer Feuerstrom von oben auf sie einfließt und durchdringt. Das Bild erinnert an das Pfingstereignis der Apostel. Auch Hildegard empfängt all ihr Wissen aus den Eingebungen und Inspirationen des Hl. Geistes. Das ist ihre Quelle. Sie selbst bekennt:
“Alles, was ich als Vision niederschrieb, das sah ich mit den inneren Augen meines Geistes, hörte ich mit den inneren Ohren, und nicht im Schlafzustand, auch nicht in Ekstase.“
Sie beschreibt Gott als wirkendes Feuer, das die ganze Natur belebt und bewegt. Mit Tiefenblick durchdringt sie die kleinen und großen Wunder der Flora und Fauna und erkennt dort die „Grünkraft“, die in allem fließt und wirkt. Die Biochemie spricht heute von der Photosynthese, die das Blattgrün in den Pflanzen bewirkt.
So können wir die hl. Hildegard auch als erste Grüne bezeichnen. Die Genialität und Schönheit der Natur hat sie schon als Kind fasziniert. Auch praktische heilkundliche und medizinische Kenntnisse ergänzen ihr Kompendium. Auch künstlerisch war sie begabt und komponierte Gesänge und Aufführungen mit ihren Ordensschwestern. Gerade in der heutigen ökologischen Krise sind ihre Schriften eine reiche Inspirationsquelle
zur Wertschätzung und Bewahrung unserer Natur als lebendiges Biotop. Papst Benedikt XVI. hat diese berühmte Ordensfrau 2012 zurecht zur Kirchenlehrerin erhoben.
Pfr. Bernhard Gewers
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