Vor einigen Wochen wurde ich Zeuge einer dramatischen Situation. Am S-Bahnhof Karlshost ist eine Frau, die sich auf die Gleise legen möchte, um sich das Leben zu nehmen. Weinend setzt sie sich auf die Schienen, kann nicht mehr klar denken und wartet auf den Zug: die S- Bahn, die sie überrollt, um ihrem Leben ein Ende zu setzen. Dieser Samstagabend sollte der letzte Samstagabend für Sie sein, zumindest in ihrem Denken, in ihrem Kreisen um sich selbst. Doch dann kommen andere Fahrgäste und heben Sie aus dem Gleisbett auf den Bahnsteig und versuchen sie aufzuhalten, erneut auf die Schienen zu kommen. Sie wird dann in ärztliche Behandlung gegeben.
Das ist ein kleines Beispiel, um zu zeigen wie Gott handelt. Psalm 91 spricht davon. „Denn er rettet dich vor der Schlinge des Jägers. Mit seinen Schwingen deckt er dich zu.“ Gott ist da, ob wir wollen oder nicht. Der Psalm 91 ist eine große Einladung, uns das immer wieder bewusst vor Augen zu führen und eine Ermutigung, bewusst zu Gott zu kommen, mit allen Dingen, die uns belasten.
Ich kann alles, was dort in dem Psalm beschrieben wird, vor meinem inneren Auge sehen: den großen Schirm, den ER mir wie ein Versteck aufspannt – den Schatten seiner Flügel, unter denen ich Zuflucht finde – ein Schild, das alle feurigen Pfeile des Feindes abwehrt. Die feste Burg auf sicherer Höhe, die mein beständiges Zuhause ist. Adonai, El-shaddaj, Eljon, der Ewige und Allmächtige, mein Vater im Himmel und Beschützer.
Engel um mich her, die mich auf Händen tragen … Das alles strahlt so viel Geborgenheit auf mich aus. Ich weiß, ich bin sicher! Wenn ich bei IHM bin, kann mir nichts passieren!
Daneben wirken anderen Bilder gar nicht mehr so gefährlich: Überall sind Fallen aufgestellt, in die ich hineintappen könnte. Stress, Rastlosigkeit, Aktivismus, Panikmache durch die aktuelle Nachrichtenlage, die nicht besser zu werden scheint.
Wir leben mitten in einer Welt, die mir persönlich Angst macht: Ich habe das Gefühl, zwischen Löwen und Drachen zu leben. Kriege, ökologische und ökonomische Herausforderungen oder auch selbst gemachte Probleme und große Verwirrungen in der Gesellschaft.
Aber in diesem Bild fehlt ein entscheidender Aspekt! Gott! Gott ist mein Schutz! ER sagt: „So wird es doch dich nicht treffen.“ (Psalm 91,7) – und zu guter Letzt: „Ich will dich sättigen mit langem Leben und dich mein Heil (wörtlich: Jeschua = Jesus) schauen lassen!“ (Psalm 91,16) Ja, ich lebe geborgen unter dem Schirm des Höchsten! Jesus ist mein Gott, auf den ich fest vertraue! Zugleich bleibt es kein billiger Trost, dass es sowieso alles nicht so schlimm ist. Herausforderungen werden bleiben, aber wenn wir in den Herausforderungen Gott suchen und zusammen mit Gott durch Krisen gehen, dann führt es uns definitiv näher zu Gott, als wenn wir versuchen würden, Probleme selbst zu lösen.
Die Frau am S-Bahnhof Karlshorst hatte sich einsam und verlassen gefühlt. Die Perspektive Gottes ist jedoch eine andere. Wir sind seine Freunde, wir sind Freunde Gottes. Diese Freundschaft von ihm zu uns lässt sich nicht auflösen, weil er uns ewige Treue versprochen hat. Es bleibt eine lebenslange Aufgabe für uns, Freundschaft mit Gott zu leben. Nur diese allein trägt und erfüllt uns wirklich.
Ich lade sie ein in dieser Woche besonders darüber nachzudenken, wie sie ihre Freundschaft mit Gott besser leben können. Es wird sich lohnen.
Bis bald – Ihr: Julius Münzer (Pastoralpraktikant)