In ein paar Tagen feiern wir den ersten Adventssonntag. Damit beginnt das Kirchenjahr. Die Adventszeit ist auf die Geburt Jesu ausgerichtet, seine Anwesenheit in der Welt tritt dadurch ein. Die Anklänge an dieses Thema sind in allen drei Lesungen (Jes 2,1-5; Röm 13,11-14a und Mt 24,37-44) vorhanden. Gott kommt uns entgegen und dafür sollten wir vorbereitet sein. In der zweiten Lesung (Röm 13,11-14a) wird über diese Vorbereitung auf eine besondere Weise reflektiert. Dieser Text ist auch deshalb interessant, weil er dem heiligen Augustinus, einem der größten Kirchenväter, den entscheidenden Anstoß zur Bekehrung und zur Taufe gegeben hat, worüber er selbst später in seinem berühmten Werk „Bekenntnisse“ (VIII, 12) schreibt. Werfen wir also einen kurzen Blick darauf.
Schon mit der Redewendung „Das tut im Wissen um die gegenwärtige Zeit“ (Vers 11) deutet der Apostel Paulus auf einen besonderen Zeitraum hin, in dem die damalige römische Gemeinde wie auch wir heutige Gläubigen leben. Dabei ist ganz wichtig „vom Schlafe aufzustehen“, denn der Schlaf ist hier im übertragenen Sinne verwendet und zeichnet eine Lebensweise aus, die für die Nacht typisch ist. Dieses Aufwachen begründet Paulus durch die Erinnerung an die Wirklichkeit und die rettende Nähe des Gottesreiches („Denn jetzt ist das Heil uns näher“). Weiterhin entwickelt sich der Gedankengang des Apostels anhand des dynamisch-antithetischen Übergangs von der Nacht zum Tag (Vers 12). Die Nacht bedeutet etwas Vorübergehendes und Unvollkommenes, während der Tag den Anbruch der neuen Zeit vermittelt, die schon in Christus begonnen hat. Dieser Übergang wird zugespitzt mit dem ethischen Appell zum Wechsel von einer Art der Kleidung zur anderen. Im Vers 13 konkretisiert Paulus, was der christlichen Lebensführung „wie am Tage“ zuwider ist. Es geht nämlich um den Lasterkatalog, der aus drei Paaren aufgebaut wird. Aufgezählt werden sowohl die alimentär-sexuellen (maßloses Essen und Trinken, Unzucht – Ausschweifung) als auch die mit zwischenmenschlichen Beziehungen verbundenen Laster (Streit – Eifer-sucht). Mit der Ermahnung zum Anziehen Christi (Vers 14) erinnert Paulus seine Adressaten an ihre Zugehörigkeit zu seiner Sphäre. Im Alltag heißt es: Im Vordergrund soll ein neues Leben in Christus stehen. Im Lichte dieses Textes sehen wir ein, dass das Kommen des Herrn für uns ethische Aufforderungen darstellt: Wir sollen wachsam werden und uns ehrenhaft wie am Tage (Vers 13) verhalten. Nur so können wir von seiner Allgegenwart in der Adventszeit erfahren.
Liebe Schwester und Brüder,
ich wünsche Ihnen allen, dass Sie die Allgegenwart Christ in der Adventszeit erfahren. Einen gesegneten ersten Adventssonntag!
Ihr Yaroslav Kryzhanovskyy, Pastoralassistent