Gehen wir in die Zeit von vor mehr als 100 Jahren, als Claude Debussy die Originaldichtung „Das Martyrium des Heiligen Sebastian“ des italienischen Dichters Gabriele D’Annunzio vertonte…
Bei der Uraufführung 1911 in Paris wurde die Hauptrolle des Hl. Sebastian wurde von der jüdischen Tänzerin Ida Rubinstein verkörpert, die dem ‚Ballets Russes‘ angehörte. Dieser Tatbestand empörte den damaligen Pariser Erzbischof Léon-Adolphe Amette derart, dass er Katholiken den Besuch der Oper verbot und dafür sorgte, dass alle Werke von D’Annunzio auf den Index gesetzt wurden.
Der Pariser Erzbischof zürnte: Ein Heiliger werde unwürdig dargestellt. Und Debussy meinte nur: »Ist der Glaube, den meine Musik ausdrückt, orthodox oder nicht? Ich weiß es nicht. Es ist mein Glaube, der mit aller Aufrichtigkeit singt.«
Ich glaube, die wenigsten kennen dieses Werk. Den populären heiligen Sebastian kennen hingegen sehr viele.
Obwohl ich Brasilien gut zu kennen meinte, habe ich erst Jahre nach etlichen Besuchen dort erfahren, dass Rio de Janeiro eigentlich „Sao Sebastiao do Rio de Janeiro“ heißt.
Er ist aber der Patron zahlreicher weiterer Städte, darunter San Sebastian (in Nordspanien und auf der Insel Gomera), Palma de Mallorca; der Heilige und Patron der Brunnen; der Sterbenden, Bogen- und Armbrust- Schützen, Schützengilden, Soldaten, Kriegsinvaliden, Büchsenmacher, Eisen- und Zinngießer, Steinmetze, Gärtner, Waldarbeiter, Gerber, Töpfer, Bürstenbinder und Leichenträger; wird angerufen gegen Pest und Seuchen, Geschwüre, Infektionen, Wunden, kranke Kinder.
Nicht wenige Olympioniken nennen ihn „ihren“ Heiligen. So bekannte die junge US-Turnerin und Katholikin Simone Biles, dass sie vor großen Wettkämpfen in die Kirche gehe und eine Kerze für Sankt Sebastian anzünde. Aber wer ist dieser Heilige und wie kommt er dazu, als Patron der Athleten zu gelten?
Sebastian ist ein Märtyrer der frühen Christenheit, der um das Jahr 300 n.Chr. lebte. Der Legende nach war er ein Offizier der kaiserlichen Garde, der sich zu seinem christlichen Glauben bekannte und deshalb auf Befehl des Kaisers Diokletian an einen Baum gebunden und von Pfeilen durchbohrt wurde. Als seine Wunden wider Erwarten heilten, soll er vor den Kaiser getreten sein und diesen mutig des Verbrechens der Christenverfolgung beschuldigt haben. Darauf habe ihn der erzürnte Kaiser mit Keulen erschlagen lassen.
Warum aber wird er nun in der modernen Zeit von Sportlern so verehrt? Sebastians Gesicht zeigt auf Darstellungen „oft nicht die Schmerzen, die sein durchbohrter Körper erleiden musste; er wirkt eher unverwundbar. Seine Schönheit und sein Schmerz scheinen voneinander getrennt zu sein. Dies wird mit ein Grund sein, warum er in der Moderne von Sportlern verehrt wird – und auch von Homosexuellen“ (https://oe1.orf.at/artikel/209443/Jung-huebsch-gequaelt). „Schwulen gilt der Märtyrer als Patron gegen Aids. Die US-Sportlerseelsorge „Catholic Athletes for Christ“ (CAC) bezeichnet ihn wegen seiner körperlichen Ausdauer und seiner Tatkraft bei der Verbreitung und der Verteidigung des Glaubens als Vorbild.
Laut dem CAC-Vorsitzenden Ray McKenna erinnert Sebastian gläubige Athleten an einen wichtigen Bestandteil von Sport und Christentum: das Leiden. „Sportler können sich auf ihn beziehen und sich sagen: ‚Wenn er das aushalten kann, dann kann auch ich noch einen Schritt weiter gehen'“, so McKenna. Sebastian habe die Pfeile überstanden, um einem mächtigeren Widersacher entgegenzutreten: dem christenhassenden Kaiser. So wird er auch gegen die Feinde des Christentums angerufen und für die Bekehrung oder zumindest zum Säen von Zweifeln bei Atheisten.“ (Katholisch.de: https://www.katholisch.de/artikel/10098-durchbohrtes-vorbild-der-athleten, 20.01.20)
Ich finde, alles das ist es durchaus wert, sich mal wieder mit dem Hl. Sebastian von „damals und heute“ zu beschäftigen. Sein Patrozinium wird heute in der katholischen Kirche gefeiert. Und … ach, ja… allen, die seinen Namen tragen einen herzlichen Glückwunsch zum heutigen Namenstag!
Mathias Laminski, Pfr.
Image: Katharina Wagner
In: Pfarrbriefservice.de