Seit 5 Jahren haben wir katholische Kirchengemeinden im Bezirk Treptow – Köpenick die Tradition am 27. Januar inne zu halten. Es ist der Tag des Holocaustgedenkens und wir versammeln uns auf dem städtischen Friedhof Altglienicke an der sogenannten Erinnerungswand. Sie wurde 2020 durch verschiedene Vertreter der Religionen eingeweiht.
Hier ist die Asche von über 1380 Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aus dem KZ Sachenhausen bestattet.
Seit einigen Jahren haben – durch das Engagement der deutsch-polnischen Familie Leutner aus Köpenick – alle Toten Namen. Viel Geduld und viel Forschung bedurfte es, bis die Namen der Opfer bekannt waren und aus der Anonymität herausgeholt wurden.
Dann gab es einige Tage im Köpenicker Rathaus, an denen sich Menschen den Namen eines Opfers wählen und ihn auf ein Blatt schreiben konnten. In dieser Schreibschrift wurde der Name dann in die gläserne Erinnerungswand eingeprägt.
Seither haben alle 1380 Opfer auch „Paten“, die für die Verstorbenen beten und ihrer gedenken.
Ich bin Gebetspate für einen jungen Polen, Kazimierz Kolodziej. Er wurde am 4. März 1915 geboren und starb am 26. Mai 1941 im KZ Sachsenhausen. Er wurde also nur 26 Jahre alt.
Mich erschüttert es immer wieder neu, wenn ich seiner am Geburtstag und am Todestag gedenke. Welche Träume, welche Wünsche und Hoffnungen hatte er wohl? Was wollte er aus seinem Leben machen? Wen liebte er? Wer gehörte zu seine Familie? Gibt es noch Angehörige?
Der Tag des Holocaustgedenkens am 27. Januar ist für mich daher ein besonderer Tag. Ich denke an diesen jungen Polen, stehe an dieser Erinnerungsstätte und plötzlich merke ich, dass da nicht nur Asche von unbekannten Menschen ihre letzte Ruhe fand, sondern dass die Opfer alle Namen haben und ihr Leben lebten. Und diese Leben wurden dann von den Nazis gewalttätig und auf brutalste Weise beendet.
So etwas darf nie wieder geschehen! Dafür stehe ich auch am 27. Januar mit vielen anderen Menschen an unserer Gedenk- und Erinnerungswand in Altglienicke.
In diesem Jahr jährt sich die Befreiung des KZ Ausschwitz zum 80.Mal.
Wir laden alle Menschen gleich welchen Bekenntnisses zur dieser Erinnerungsstunde ein.
Mathias Laminski, Pfarrer
St.Josef Treptow – Köpenick