Im heutigen Evangelium nach Matthäus (2,13-18) erfahren wir von der Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten aber auch vom Auftrag Herodes, alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren in der Umgebung Bethlehems zu töten. Dieser Abschnitt bildet zusammen mit zwei vorherigen (1,18-25 – Geburtsankündigung an Josef; 2,1-12 – Huldigung der Sterndeuter) die Geburtsgeschichte Jesu bei Matthäus. Diese wird durch den „Stammbaum“ (1,1-17) eingeleitet, anhand dessen der Evangelist zeigt, dass Jesus „Sohn Davids“ und „Sohn Abrahams“ ist. Dadurch wird Jesus als Ziel der göttlichen Heilsgeschichte dargestellt.
Gott ist in allen drei Abschnitten der Geburtsgeschichte der Handelnde, denn er lenkt die Ereignisse nach seinem Heilsplan, indem er Josef und die Sterndeuter durch Offenbarungen im Traum steuert. Die mehrmals vorkommenden alttestamentlichen Zitate (Mt 1,22-23; 2,6.15.17-18.23) bestärken die Verwirklichung dieses Heilsplans Gottes, angekündigt in den Schriften der Propheten.
Der erste Evangelist ist bekannt durch seine Vorliebe für das alte Testament. Dies ist von Anfang an leicht einsehbar. Auch im heutigen Evangelium knüpft er daran an. Die Bedrohung des Neugeborenen sowie seine erfolgreiche Rettung durch das Eingreifen Gottes soll uns an die Erzählung von der Bedrohung und Rettung des kleinen Moses (Ex 2,1-10) erinnern. Später führt Mose im Auftrag Gottes sein Volk aus Ägypten heraus. Das im Vers 15 angeführte Zitat aus dem Propheten Hosea (11,1) verknüpft das Geschick Jesu mit der Exoduserfahrung Israels. Dieses Ereignis ist zweifelsohne ausschlaggebend für das ganze alte Testament. Denn hier wird Israel als Volk Gottes konstituiert. Außerdem erlebt das Volk Freiheit: Einst war es in Ägypten unterdrückt, nun ist es frei.
Liebe Schwestern und Brüder, durch die Menschwerdung Jesu bietet Gott uns die Rettung an, ohne unsere Freiheit zu verletzen.
Ich wünsche Ihnen gesegnete Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins Neue Jahr!
Ihr Yaroslav Kryzhanovskyy, Pastoralassistent