Vor kurzem starb in unserer Pfarrei eine Dame, die vor einigen Jahren der Arbeit wegen nach Berlin gezogen war. Obwohl getauft, war sie der Kirche gegenüber eher abgeneigt. Sie lebte ihr Leben, richtete sich hier ein, verreiste viel und kam nur durch einen Zufall mal in einen Gottesdienst in Friedrichshagen. Da ich sie nicht kannte, sprach ich sie an. Sie kam wieder und wieder und ich konnte sie jedes Mal mit ihrem Namen ansprechen. Den hatte ich mir gemerkt. Das überraschte sie jedes Mal, sie lachte und antwortete stets: „Wie können Sie sich bei so vielen Leuten nur meinen Namen merken!?“
Schließlich kam sie dann immer sonntags nach St. Josef in Berlin-Köpenick zur Kirche, deutlich vor Beginn des Gottesdienstes, ging im Garten spazieren und genoss die Lage unserer Kirche an der Spree. Es tat ihr gut, die Sonntagsgemeinde als Gemeinschaft zu erfahren, den Predigten zuzuhören und bei der Musik zu lauschen und mitzusingen.
Vor einigen Wochen starb sie, allein und ganz plötzlich. Und wiederum erst durch einen Zufall bekamen wir es erst nach etlichen Tagen mit. Sie war einige Zeit nicht in die Kirche gekommen. Ich wunderte mich zwar zunächst, aber dann dachte ich, dass sie sicher wieder auf Reisen war. Sie liebte es, die Welt zu erobern.
Sie wurde in ihrer Wohnung aufgefunden. Ich kann es kaum fassen. Nachbarn bekamen nichts mit, obwohl die Rollläden auch tagsüber unten waren.
Mir geht diese Dame nicht aus dem Kopf, ja, ich vermisse sie sogar. Sie hatte immer ihren festen Platz im Gottesdienst. Ich bin traurig und mache mir Gedanken, ob ihr einsamer, viel zu früher Tod nicht hätte verhindert werden können.
Was können wir tun gegen die Einsamkeit so vieler Menschen in unserer Gesellschaft, in unserer Stadt Berlin und auch in unseren Kirchengemeinden?
Es fängt meist schon in der Nachbarschaft an. Ein freundlicher Gruß auf der Treppe, ein kurzes Gespräch an den Mülltonnen – besonders mit den Menschen, bei denen wir den Eindruck haben, sie hätten niemanden um sich. Ideen gibt es ja viele… Einfach mal anfangen ist umso wichtiger.
In dieser Woche spricht unser leitender Pfarrer Mathias Laminski täglich ein Morgenwort in ebb. Hier finden Sie dazu die entsprechenden Radiosender, Livestreams und Sendezeiten.
Titelbild: Stanislaus Klemm
In: Pfarrbriefservice.de