Liebe Leserin, lieber Leser!
Mit dem Aschermittwoch beginnt eine neue Zeit: Wir Christen geben dieser Zeit den Namen Fastenzeit oder österliche Bußzeit. Es ist eine Zeit der Vorbereitung auf das christliche Fest schlechthin, auf Ostern. Es ist das Fest des Lebens, der stellvertretenden Hingabe, des Gehorsams, auch des Leidens und der Auferstehung.
Im Volksmund spricht man davon, dass am Aschermittwoch alles vorbei ist oder besser vorbei sein möge. Mit dem Vorbei sein ist aber nicht die Freude des Lebens oder des Faschings gemeint. Alles das, was dem Leben entgegensteht und zum Tode führt, das soll vorbei sein. Wir bekommen von Gott die Chance eines Neuanfanges geschenkt. Wir wissen alle, wie wichtig das für das Gelingen unseres Lebens ist, neu beginnen zu können oder neu anfangen zu dürfen.
Es ist eine Gnade – ein Geschenk Gottes! Für diesen Neuanfang werden uns in der Liturgie vom Aschermittwoch Worte des Apostels Paulus aus dem zweiten Brief an die Korinther mit auf dem Weg gegeben:
„Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung. Lasst euch mit Gott versöhnen!“ (aus 2 Kor 5,20-6,2)
Die Fastenzeit ist ein Geschenk Gottes, eine Zeit der Gnade und nicht der Strafe! Ein Neubeginn wird uns mit und in ihr ermöglicht.
Für diesen Neuanfang bedarf es aber von unserer Seite aus einer gewissen Bereitschaft wie unserer grundsätzlichen Einwilligung in aller Freiheit.
Die Bereitschaft, die wir für diesen Neubeginn benötigen, die wird beim Austeilen der Asche mit zwei Sätzen auf den Punkt und für uns zum Ausdruck gebracht:
Zunächst heißt es zur Austeilung des Aschenkreuzes:
„Kehr um und glaub an das Evangelium!“ (vgl. Mk 1,15)
Oder im Plural gesprochen: „Bekehrt euch und vertraut dem Evangelium!“
Und dann heißt es auch:
„Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“ (vgl. Gen 3,19)
Etwas vereinfachend könnten diese zwei zentral bedeutsamen Sätze auch beschrieben werden mit den Worten von Papst Johannes XXIII.: Mensch, „nimm Dich nicht so wichtig!“ und hinzuzufügen wäre dann noch: „Lass Dich mit Gott versöhnen“, indem du Gott, wieder von neuem beginnend, mehr vertrauen tust als dir selbst. Fang neu an, indem du Gott machen und handeln lässt und du nicht selbst der Macher oder die Macherin bist.
Führe ein von Gott und seiner Liebe bestimmtes Leben. Du wirst dabei nicht fremdbestimmt sein und auch nicht zu kurz kommen, sondern du wirst gerade darin deine Freiheit und deine Würde und das Leben in Fülle finden.
Zur Freiheit der Kinder Gottes sind wir berufen und diesem Ruf nachzugehen und auf ihn zu hören, das ist ein Fasten, wie es Gott gefällt. Dazu möchte diese österliche Bußzeit uns verhelfen und uns dienen durch Gebet, durch Almosen geben und durch Fasten, durch Verzicht.
So wünsche ich uns allen beginnend mit dem Aschermittwoch eine Zeit der Gnade und des Neuanfanges, damit Ostern werden kann und Leben in Fülle!
Mit lieben Grüßen
Pfarrer Matthias Ullrich
Ausblick auf die kommenden Wochen
Ab der kommenden Woche wird es eine Änderung in den geistlichen Impulsen geben. Ein gemeinsamer Kreuzweg, mit 14. Stationen in der Fastenzeit, tritt an die Stelle der wöchentlichen Impulse. Jeweils am Dienstag und Freitag erscheint eine Kreuzwegstation, wie gewohnt, in unserer Rubrik „Geistlicher Impuls“.