„…dem lieben Gott“
Kürzlich hörte ich mir die Neunte Sinfonie von Anton Bruckner an. In diesem Zusammenhang habe ich gelesen, dass er dieses Werk, sein letztes übrigens, „dem lieben Gott“ widmete.
Anton Bruckner, am 04. September 1824 geboren, heute vor 200 Jahren, begann die Arbeit an dieser Sinfonie im Alter von siebzig Jahren. Während sich sein Gesundheitszustand ständig verschlechterte, arbeitete er weiter an der Vervollkommnung des Werkes bis zu seinem Tod zwei Jahre später, buchstäblich bis zum letzten Tag. Er soll seinem Arzt kurz vor seinem Tod gesagt haben:
„Sehen Sie, ich habe bereits zwei irdischen Majestäten Symphonien gewidmet, dem armen König Ludwig als dem königlichen Förderer der Kunst , unserem erlauchten, lieben Kaiser als der höchsten irdischen Majestät, die ich anerkenne, und nun widme ich der Majestät aller Majestäten, dem lieben Gott, mein letztes Werk und hoffe, dass er mir so viel Zeit schenken wird, dasselbe zu vollenden.“
Mich beeindruckt diese Haltung und ich frage mich, ob das wohl heute noch ein Künstler machen würde. Manche (…) widmen ja ihre Werke „ihrer Ehefrau, einem anderen von ihnen verehrten Künstler, einem Freund oder einem Wegbegleiter“. Aber ein Werk dem lieben Gott widmen?! Gibt’s das noch? (…) Und was heißt denn überhaupt jemanden etwas zu widmen? Im „Duden Online“ las ich nach und da steht, dass „widmen“ heißt, „jemanden etwas, besonders ein künstlerisches, wissenschaftliches Werk, als Ausdruck der Verbundenheit, des Dankes symbolisch zum Geschenk zu machen“.
Ich „schenke“ also symbolisch etwas, was ich geschaffen habe, womit ich mich intensiv auseinandergesetzt habe, jemandem, der in einer Beziehung zu mir und meinem Schaffen steht. Ihm lege ich sozusagen meine Gedanken ans Herz.
Als Christ weiß ich, dass Gott mir sehr viel ‚ans Herz‘ gelegt hat – immer wieder nachzuvollziehen in der Bibel, der Heiligen Schrift. Warum sollte ich nicht ihm gegenüber in gleicher Weise verfahren? Meine tägliche Arbeit, eine bevorstehende schwierige Auseinandersetzung, der Krankenbesuch bei einem Freund – ja vielleicht einmal einen ganzen Tag – „dem lieben Gott“ widmen…
Möglicherweise mache ich selbst dann ganz neue Erfahrungen und überrasche obendrein meine Mitmenschen positiv…
Mathias Laminski
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