Das Gebet: Eine Stimme des Schweigens | Geistlicher Impuls | 11.05.2022

Das Gebet: Eine Stimme des Schweigens | Geistlicher Impuls | 11.05.2022

Da die meisten von uns Berliner*Innen sind, wissen wir erfahrungsgemäß, was die uns bekannte Alltagshektik ausmacht: Ständige mit dem Fahraufwand verbundene Eile, viel Lärm – das und vieles andere erschwert unser Gebet. Denn ein Gebet ist ein Dialog zwischen Gott und Menschen. Dieser Dialog ist jedoch erst dann von Erfolg gekrönt, wenn der eine dem anderen richtig zuhört. Das heißt, nicht nur Gott soll uns zuhören und unseren Bitten nachkommen – was wir gerne erwarten, sondern auch wir sollen Ihm richtig zuhören können.

Dafür sind Einsamkeit und Stille von maßgeblicher Bedeutung. Elijas Erfahrung auf dem Berg Horeb (1 Kön 19) untermauert diesen Gedanken und bringt uns auch heute zum Nachdenken. Gott ruft Elija zum Berg, um sich ihm zu zeigen. Während Elija vor einer Höhle steht, zieht Gott an ihm vorüber.

„Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln.“
(1 Kön 19,11-12).

Das ist auch die Erfahrung, die Elija gemacht hat. Nicht sein Eifer lässt ihn Gott erkennen, sondern erst, als er in der Einsamkeit des Horeb ins Schweigen tritt, kann Gott zu ihm sprechen. Wer Gott begegnen möchte, soll bereit sein anzuerkennen, dass Gott immer anders ist, als wir ihn uns vorstellen. 

Eine Stimme des Schweigens, das geht doch nicht, würden wir sagen. Schweigen bedeutet doch gerade das Fehlen jeder stimmlichen Äußerung. Gotteserfahrungen lassen sich nicht vermitteln. Jeder soll selbst diese Erfahrung machen. Wer hören will, was Gott redet, der soll lernen zu schweigen. Menschen, die Gott suchen, gehen immer wieder ins Schweigen, denn so können sie die Stimme Gottes am besten hören.

Liebe Leser*Innen, ich wünsche Ihnen allen diese Erfahrung der Stimme des Schweigens.

Ihr Yaroslav Kryzhanovskyy
Pastoralassistent

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