Jeder hat seine Gewohnheiten. Manche meiner Gewohnheiten sind alltägliche Abläufe, die ich immer so mache, andere sind für meine Mitmenschen etwas schrullige Angewohnheiten.
Gewohnheiten helfen mir, den Tag, das Leben zu vereinfachen oder anders gesagt zu automatisieren, damit Anderes mehr Aufmerksamkeit bekommen kann.
Einen Tag mit einer Tasse Tee oder Kaffee zu beginnen, kann eine schöne Gewohnheit sein! Doch ein Tagesbeginn ohne Tee oder Kaffee braucht deshalb nicht automatisch meine Laune zu verschlechtern. Oder?
Es lohnt sich für mich immer wieder zu schauen, mit welchen Gewohnheiten ich lebe und wie sie mein Leben beeinflussen. Dazu habe ich eine kurze Geschichte entdeckt:
Der Elefant
Einem Dompteur gelingt es, einen Elefanten mit einem ganz einfachen Trick zu beherrschen: er bindet das Elefantenkind mit einem Fuß an einen großen Baumstamm.
Sosehr er sich auch wehrt, es kann sich nicht befreien. Ganz allmählich gewöhnt es sich daran, dass der Baumstamm stärker ist, als er selbst.
Wenn der Elefant erwachsen ist und ungeheure Kraft besitzt, braucht man nur eine Schnur an seinem Bein zu befestigen und ihn an einen Zweig anzubinden, und er wird nicht versuchen, sich zu befreien. Denn er erinnert sich daran, dass er diesen Versuch unzählige Male vergebens unternommen hat.
Wie bei den Elefanten stecken auch unsere Füße nur in einer dünnen Schlinge. Doch da wir von Kindesbeinen an die Macht jenes Baumstammes gewohnt sind, wagen wir nicht, uns zu wehren.
Und vergessen darüber, dass es nur einer einfachen mutigen Tat bedarf, um unsere Freiheit zu erlangen.
In der Geschichte klingt es so einfach.
So einfach gelingt es mir nicht. Wenn ich eine Gewohnheit erkenne, die mich „fesselt“ – und dann auch noch die Kraft finde, die „Fessel“ zu sprengen – holt sie mich oft wieder ein. Wie z.B. das dreckige Geschirr, das nicht gleich in die Spülmaschine geräumt, sondern erstmal schnell in die Spüle gestellt wird.
Doch ich habe es in der Hand, es immer wieder zu versuchen, bis es gelingt.
Die Fesseln der Gewohnheiten kann ich nur bei mir selbst dauerhaft durchtrennen. Ich wünsche Ihnen den Mut und die Kraft, einengende Gewohnheiten zu erkennen und deren „Fesseln“ zu sprengen. So kann Leben freier und lebendiger werden und der fehlende Tee oder Kaffee am Morgen entlockt mir „nur“ ein müdes Lächeln.
Ihr Pastoralreferent
Christoph Dähnrich