Umsonst haben wir empfangen und umsonst sollen wir geben, so sagt es uns das heutige Matthäusevangelium. Was wir von Gott, umsonst bekommen haben ist nichts geringeres als die Vergebung unserer Schuld und die Versöhnung mit ihm, die Erlösung. Dies geht aus den Texten der Lesungen hervor. Es ist uns kaum möglich derartiges zu geben, obwohl wir durchaus aufgerufen sind zu vergeben, so ist klar dass wir nicht erlösen können. Nicht uns selbst und auch niemanden sonst. Was wir weitergeben können ist die Botschaft jener Erlösung und jener Versöhnung. Aus den heutigen Schrifttexten wird nur überdeutlich, dass wir uns diese nicht verdient haben, sie also nicht unsere Leistung sind. Auch mir persönlich ist diese Botschaft, der Versöhnung und der Befreiung und Erlösung das größte Geschenk und ich kann tatsächlich nicht behaupten, dass ich mir dieses Geschenk durch irgendeine eigene Leistung verdient habe. Erst recht möchte ich nicht so vermessen sein zu urteilen, dass wer das Geschenk dieser Botschaft nicht erhalten hat oder es nicht annehmen kann, dieses nicht verdient hätte. Ich habe definitiv ein großes Geschenk umsonst empfangen. Gebe ich dieses auch umsonst weiter? Weitergeben bedeutet das Verkünden jener Botschaft. Die Frage nach dem Geben könnte ich sehr kurz beantworten. Ja! Es ist ja sogar mein Beruf. Die nach dem „Umsonst Geben“ könnte ich genauso schnell beantworten. Nein! Ich werde dafür nämlich bezahlt. So dankbar ich dafür auch bin möchte ich die Frage für die folgenden Überlegungen nicht so schnell beantworten. Eine besondere Erfahrung dieses Gebens war für mich der vorletzte Samstag mit den Firmbewerbern der Pfarrei. Tatsächlich stellt sich hier für mich die Frage, wie weit dies ein Geben, und noch mehr wie weit dies auch abgesehen von der Besoldung als pastoraler Mitarbeiter umsonst gewesen ist. Vorbereitet hat diesen Tag Christoph Dähnrich. Wichtige thematische Beiträge hat Matthias Ullrich beigesteuert. Ich hatte die Freude mit vergleichsweise wenig Aufwand dabei sein zu dürfen. Selbst wenn wir aber unterstellen dass ich durchaus etwas gegeben habe so fiel uns in Gesprächen in der Zeit danach ein, wie beeindruckt wir von den Beiträgen der Jugendlichen waren, also dem was uns gegeben wurde. Es war eine große Bereitschaft da sich auf den Tag einzulassen und es wurden beachtlich tiefgehende Überlegungen zum eigenen Glauben geteilt. Uns allen, ob wir also mehr oder weniger gegeben haben, wurde also mindestens genauso viel, wenn nicht mehr, Seitens der Jugendlichen gegeben. Davon dass ich umsonst gegeben hätte kann ich also wirklich nicht sprechen. Natürlich ist es vor allem Dankbarkeit, wenn wir im Nachhinein darüber sprechen, was uns gegeben wurde und vor diesem Hintergrund auch zu Überlegungen gelangen, dass sich dies besonders gelohnt hätte. Dieses gelohnt hätte macht mich nachdenklich über das „Umsonst Geben“. Steckt dahinter ein Stück weit die Erwartung einer Belohnung? Dieser Gedanke geht mir weiter nach wenn ich an Überlegungen Denke, die ich zusammen mit Diakon Alfons Eising begonnen habe. Es geht darum in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe Bibelarbeit zu machen, dort also über die Botschaft die wir teilen, die wir geben sollen, ins Gespräch zu kommen. Ich ertappe mich manchmal bei Befürchtungen, dass ich dort, im Gegensatz zum wirklich beeindruckenden Samstag mit den Firmbewerbern, wirklich umsonst geben muss. Im Zuge der Überlegungen hat Alfons Eising berechtigterweise darauf hingewiesen, dass wir aufpassen müssen, keine Fragen zu beantworten, die die Menschen sich gar nicht stellen. Tatsächlich beschreibt dies sehr gut ein Ärgernis, das mir nur allzu vertraut ist. Vieles an der Botschaft, in der ich das größte Geschenk sehe, beantwortet Fragen, die sich viele gar nicht stellen. Dies lässt mich sehr zurückhaltend daran gehen, diese Botschaft ausgerechnet dort zu teilen, diesen Menschen zu geben, denn meine Befürchtung ist, dass es kommen könnte wie im Evangelium verlangt, dass ich umsonst gebe, dass keinerlei Lohn zu erwarten ist. Nicht einmal das befriedigende Gefühl drängende Fragen beantwortet oder wenigstens aufgeworfen zu haben. Stattdessen Antworten auf Fragen gegeben zu haben die sich keiner stellt, erst recht nicht drängend. Eben wirklich umsonst gegeben zu haben. Etwas gegeben zu haben, dass allerdings ich selbst auch umsonst bekommen habe. Verdient habe ich es mir nicht. Die unweigerlich aufkommende Frage ist, ob es sich von der Warte Gottes aus vorgestellt, nicht manchmal genauso anfühlt wie es mir geht? Mir wird ein großartiges Geschenk gegeben, aber ich kann wirklich nicht behaupten, dass ich etwas gleichwertiges zurückgebe, Es ist für Gott gewissermaßen auch umsonst, was er mir gegeben hat.
Ihr Daniel Tinten, Priesteramtskandidat