Den Gott des Donners herausfordern, den Helden der Avengers und Beschützer Midgards, sich Thor gegenüberzustellen, mit Axt und unerschütterlichem Glauben – Hätten Sie dazu den Mut? Ein solch kühnes Werk unternahm der Heilige Bonifatius. Heute ist sein Gedenktag und zwar nicht der des Kronprinzen von Asgard, sondern heute gedenkt die katholische Kirche des Missionars, der gebürtig auf den Namen Wynfreth hörte und als „Apostel der Deutschen“ in die Geschichte eingehen sollte.
Es ist seine zweite Missionsreise in das Fränkische Reich. Die erste scheiterte enttäuschend, denn seine Worte vom Evangelium stießen bei den Friesen auf taube Ohren. Nach einem Rückzug in das Kloster der Heimat, beginnt er einen neuen Anlauf. Der Legende nach pilgert der Heilige Bonifatius im Jahr 722 in das Dorf Geismar bei Fritzlar. Hier steht sie, kräftig und eindrucksvoll: die Donareiche, ein Baumheiligtum, geweiht dem Donnergott Thor. Bonifatius macht keine Gefangenen. Kurzerhand zieht er eine Axt und schlägt den Baum entzwei. Wie würde der mächtige Donnergott reagieren, auf diese Provokation? Vor Angst warten die Bewohner auf einen zornigen Racheakt. Doch nichts geschieht. Stattdessen lässt Bonifatius aus dem Holz der Eiche eine Kapelle errichten. Geweiht wird sie dem Apostel Petrus. Dieser populäre Beweis der Ohnmacht germanischer Götter beflügelt die Mission des Heiligen Bonifatius.
Der Lebensweg des Heiligen Bonifatius ist inspirierend! Wie frustriert und enttäuscht muss er zurückgekehrt sein, nachdem seine erste Missionsreise fehlschlug? Doch er lässt sich nicht entmutigen. Zurückgezogen im Kloster, findet Wynfreth neuen Mut, neue Zuversicht und schließlich gar einen neuen Namen: Papst Gregor II. schickt ihn mit dem Namen Bonifatius am 15. Mai 719 auf seine zweite Missionsreise. Möge er auch uns Mut schenken, als Fürsprecher, wenn wir Niederlagen und Rückschläge erfahren, einsam und verlassen scheinen oder vor einer unsicheren Zukunft stehen.
Schließlich sind es seine Taten, die für ihn sprechen. Diese Legende vom Fällen der Donareiche verbreitet sich rasend schnell im Frankenreich. Sie verleiht seinen späteren Worten Autorität, Glaubwürdigkeit. Als Lehrer für Grammatik und Dichtung, der selbst sich poetisch auszudrücken vermag, ist er keineswegs wortkarg und doch erfüllt er, was wohl auf den Heiligen Franziskus zurückgeht:
„Verkündigt das Evangelium,
und wenn es nötig sein sollte, dann auch mit Worten!“(dem Heiligen Franziskus zugeschrieben und in einer Predigt von Papst Franziskus am 14.4.2013 in der Basilika St. Paul vor den Mauern erneut ins Gedächtnis gerufen)
Ihr Stephan Napieralski, Gemeindereferent