„sich nicht um Worte zu streiten; das ist unnütz und führt die Zuhörer nur ins Verderben.“
2 Tim. 2, 14b
Schon in den frühesten Gemeinden scheint, wenn wir der heutigen Lesung lauschen, bereits um Worte gestritten worden zu sein. Meinem Eindruck nach scheint dieser Streit weiter eskaliert zu sein. Heute begegnen uns unter Mitchristen(!) ganz oft solche, die wirklich nicht mehr katholisch sind. Was mal als Geschwister in Christus begann ist heute eine Begegnung mit den ärgsten Feinden. Derer gibt es zahlreiche: Diejenigen die es nicht ernst genug meinen, diejenigen die alles zu eng sehen, diejenigen die nur halbherzig dabei sind, diejenigen die es mit ihrer Frömmigkeit übertreiben, diejenigen die sich dem Wandel der Zeit verweigern und diejenigen die dem Zeitgeist beliebig hinterherlaufen, um nur die bekanntesten zu nennen. Das darf nicht zu dem Fehlschluss führen, dass wir nicht auch untereinander hin und wieder gerade um der Wahrheit willen streiten müssen. Das gerade was im christlichen Namen an Unrecht geschieht besonders deutlich benannt werden muss. Aber sind es wirklich immer diese grundsätzlich wichtigen Fragen um die wir streiten? Gott hat uns sein Wort überlassen, was die Kirche offensichtlich veranlasst hat um die Art und Weise der Übersetzung zu streiten. Die einen wollen es möglichst nahe an die Sprache der Menschen bringen, die sich wandelt weshalb in eine immer neue Sprache übersetzt werden muss, was andere befürchten lässt, dass die Botschaft dadurch verfälscht wird, weshalb am einmal festgelegten lateinischen Text festgehalten werden muss, was allerdings die Exegeten so nicht stehen lassen können, die am griechischen Urtext bemerkt haben, dass zwei Verfasser am Werk waren die das Wirken Christi auf Erden gar nicht als Zeitzeugen erlebt haben können. Es darf in solchen Diskussionen niemals vergessen werden darauf hinzuweisen, dass Christus selbst kein griechisch gesprochen hat! Das sind berechtigte Anregungen und Einwände. Sind das aber die drängensten Fragen die zum Wort Gottes geklärt werden müssen? So wichtig dass die gemeinsame Grundlage auf der gestritten wird in den Hintergrund treten darf? Der Text der Lesung geht so weit zu warnen, dass dies Zuhörer ins Verderben stürzt. In der Tat brauchen gerade die Armen und Bedrängten diese frohe Botschaft, die wir ihnen Vorenthalten, wenn vor lauter Diskussionen um das Wie der heiligen Schrift, nicht mehr sichtbar wird, dass wir ein Wort verkünden sollen, das Kraft spendet, tröstet und ermutigt und gerade an die Armen und Bedrängten gerichtet ist. Ich will mich selber gar nicht davon freisprechen, dass auch bei mir die Differenzen, die sich auf der Grundlage eines gemeinsamen Glaubensgutes ergeben, so weit in den Vordergrund geraten, dass dieses gemeinsame Glaubensgut gerade für Außenstehende die es nicht kennen unsichtbar wird. Daher lassen wir uns gemahnt sein von den Worten des Apostels aber auch von Papst Franziskus, der in der gleichen Intention vor einer Kirche warnt, die immer nur mit sich selbst beschäftigt ist.
Es ist nur allzu verständlich, dass es vielleicht nicht gleich ins Verderben führt, aber zumindest wenig überzeugend ist, wenn ausgerechnet im Nächstenliebeverein wo alle Schwestern und Brüder sind, die meiste Zeit für internen Streit draufgeht.
Ihr Daniel Tinten, Priesteramtskandidat,
derzeit für ein Jahr zum Pastoralpraktikum in der Pfarrei St. Josef Treptow-Köpenick