Neulich fand ich diese kurze Geschichte:
Ein Mann sagte zu einem Weisen: „Ich bete nur, wenn ich Lust habe.“ Der Weise antwortete darauf: „Atmest du auch nur, wenn du Lust dazu hast? – Beten ist wie Atemholen; es ist nötig Tag und Nacht; es ist nötig jeden Tag im ganzen Leben.“
Ist das nicht ein Widerspruch zu unserer Erfahrung, dass auch ohne Beten das Leben weiter geht? Warum soll es so wichtig sein zu beten?
Beim bewussten Atmen spüre ich meinen Körper, spüre wie der Atem kommt und geht. Wenn ich mich anstrenge brauche ich mehr Luft, sonst komme ich außer Atem. Vor Schreck kann mir die Luft wegbleiben. Beim Lachen muss ich nach Luft schnappen. Wenn ich keine Luft bekomme gerate ich schnell in Panik.
Geht es mir mit dem Beten genauso?
Wenn ich bete trete ich in Beziehung zu Gott. Wenn ich in dieser Beziehung, in seiner Gegenwart bleiben will bedeutet das, dass das Gebt ein bleibender Teil meines Alltags wird. Eine Beziehung muss gepflegt werden, damit sie lebendig bleibt.
Wie ist das möglich? Muss ich jetzt ständig ein Gebet nach dem anderen sprechen?
Eine Regel des Hl. Benedikt sagt: „Bete und Arbeite“ – nicht bete oder arbeite! Das meint, in Gedanken mit Gott in Verbindung bleiben – im Alltag, bei der Arbeit, in meinem Leben.
Ich wiederhole für mich immer wieder den Kyrieruf: „Herr, Jesus Christus erbarme dich unser.“ Es erinnert mich daran, dass wir auf seine Barmherzigkeit und Hilfe vertrauen dürfen. So wird für mich Beten so selbstverständlich wie Atmen.
Überlegen sie sich doch einen kurzen Gebetssatz oder Gedanken zu Gott für den heutigen Tag und denken ihn heute immer wieder mal. Mit etwas Übung wird vielleicht auch für sie dann das Beten wie Atmen.
Ich wünsche ihnen heute einen Tag, an dem sie die Gegenwart Gottes spüren, wie einen tiefen Atemzug.
Ihr Christoph Dähnrich, Pastoralreferent