Zu beneiden ist er nicht. Er scheint auch lang mit sich selbst zu ringen. Eng verbunden mit Maria, steht Josef vor einer ähnlich herausfordernden Entscheidung. Traut er dem, was dieser Engel da verheißt? Lässt er sich darauf ein, an dieser wundersamen Geburt teilzuhaben? Sein Glaube muss stark sein, denn schließlich gibt er seinen Plan, Maria still zu verlassen, auf. Für ihn ist das sicherlich ein schwieriger Schritt. Vertraut er auch seiner Frau, Maria? Glaubt er dieser verrückten Geschichte, einer Schwangerschaft, die da einfach so vom Himmel gefallen sei? Leiblicher Vater ist er nicht, das wüsste er. Es spricht für seine Treue, denn er bleibt bei seiner Frau.
Dabei hat sein Wort vermutlich ein anderes Gewicht, als Marias. Sie hat sich entschieden. Wir kennen sogar den Wortlaut: „Mir geschehe nach Deinem Wort.“ Das Kind wird also geboren. Josef hingegen, kann dabeibleiben oder aber er geht. An der Geburt dieses Kindes, wird das nichts ändern. Ungewöhnliche Machtverhältnisse sind das, in dieser Zeit, selbst in unserer. Das Familienoberhaupt fügt sich, ganz still, ganz zurückhaltend.
Die Umstände zu Jesu Geburt bringen schließlich den Alltag der jungen Familie durcheinander. Der Weg nach Bethlehem war sicher mühsam. Mit Sicherheit war nicht jeder überzeugt von dieser Maßnahme der damaligen Regierung. Die Gastronomie boomte, doch daran hatte Josef keine Freude. Während wir unsere Unterkunft in diesen Tagen möglichst nicht verlassen sollten, konnte er kaum eine finden. Der wahnsinnige Befehl des Kindermords in Bethlehem hält Josef, Maria und Jesus auf Trab. Sie flüchten nach Ägypten. Die Familie bleibt stets zusammen. Kein Alltag in Sicht, keine reguläre Arbeit möglich, Josef scheint uns näher, als diese zweitausend Jahre Entfernung es vermuten lassen.
Gleich zwei Gedenktage ranken sich um diesen Josef. Am 19. März feiert die katholische Kirche den Heiligen Josef. Hinzu kommt seit 1955 auch der 1. Mai, als Tag der Arbeit. Ungewöhnlich! Besonders, beim Blick auf seine Präsenz im Evangelium. Nur zweimal taucht die Figur des Josef in der Bibel auf: zu Jesu Geburt und während der Pilgerreise nach Jerusalem, bei der Jesus im Tempel verloren geht. Was später aus ihm wird, ist unklar. Kein einziges Wort von ihm ist überliefert. Ein stiller Heiliger ist dieser Josef, fast schon eine Randfigur. Für uns, als Patron unserer Pfarrei, kann dies eine Inspiration sein, zu Zurückhaltung, Stille und Demut.
Ihr Stephan Napieralski, Gemeindereferent