Die Zeiten, in denen die katholische Kirche in ihren Hirtenbriefen am Sonntag einer Wahl eine klare Wahlempfehlung für die Gemeindeangehörigen abgab, sind vorüber. Und nachdem die Katholische Sozialwissenschaftliche Zentralstelle (KSZ) zum Ende des Jahres 2024 geschlossen wurde, ist auch von dieser Seite, wie noch 2021, keine Wahlempfehlung mehr zu erwarten.
Dennoch sollten wir als katholische Christen bei der anstehenden Bundestagswahl unsere Wahlentscheidung im Einklang mit christlichen Werten treffen. Konkret bedeutet das, im Sinne der katholische Soziallehre, bei unserer Wahlentscheidung darauf zu achten, welche Partei das Wohl aller Menschen und die Menschenwürde im Blick hat. Wir stehen also vor der Frage, ob sich die Nächstenliebe der christlichen Botschaft in der Programmatik einer Partei wiederfinden lässt. Das dürfte schwierig sein, oder teilweise gar nicht der Fall sein.
Welche Partei hat z.B. den Fokus auf die Schwächeren in unserer Gesellschaft? Auf arme, kranke, alte oder benachteiligte Menschen? Und welcher Blick ist der richtige? Brauchen diese Menschen solidarische Hilfe zur Selbsthilfe oder uneingeschränkt Bürgergeld? Welches Menschenbild prägt welchen Ansatz? Dies ist nur ein Beispiel von vielen Aspekten, die wir als katholische Christen in unsere Entscheidung am 23. Februar mit einfließen lassen könnten.
Viele weitere Themen bieten sich an, von der Position der Parteien zum Schutz des Lebens von der Empfängnis über die Bewahrung der Schöpfung vulgo Umweltschutz bis hin zur Friedenspolitik. Auch hier gilt es abzuwägen, ist die Verteidigung unserer Demokratie durch hohe Verteidigungsausgaben richtig oder wie viel ist uns der Friede in Europa wert.
Insgesamt geht es bei der Wahl nicht nur um politische Interessen, sondern um die Förderung einer Gesellschaft, die auf christlichen Werten wie Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit aufbaut. Als Katholiken sind wir dazu berufen, mit einer verantwortungsvollen Haltung und im Sinne des Evangeliums zu wählen.“
Jens Teschke, Mitglied des Pfarreirates der Pfarrei St. Josef Treptow – Köpenick
Beitragsbild: Pfarrbriefservice;
Christian Schmitt