Pogromgedenken in Köpenick am 09.November 2023
Alle christlichen Kirchen und Gemeinschaften Köpenicks laden am 09.11.23 um 18.00 Uhr zum jährlichen Pogrom-Gedenken in die Stadtkirche von Köpenick ein. Wir beginnen mit einem Gottesdienst und laden anschließend dazu ein, gemeinsam betend und schweigend zur ehemaligen Köpenicker Synagoge zu gehen. Dort werden wir einen Kranz niederlegen und gemeinsam beten und uns erinnern. Möge Gott unser Land davor bewahren, dass sich so etwas noch einmal wiederholt. Dafür bedarf es unser aller christlichen Engagement!
Mathias Laminski, Leitender Pfarrer der Pfarrei St. Josef Treptow – Köpenick
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Aus einem Beitrag von Ralf Drescher in der „Berliner Woche“ vom 02.12.2018:
Am 9. November 1938 demolierten fanatische Parteigänger der Nazis auch die Synagoge der Köpenicker Jüdischen Gemeinde.
Berlin-Köpenick, Freiheit 8, war nur kurze 28 Jahre die Adresse der Synagoge. Obwohl es in Köpenick bereits Ende des 19. Jahrhunderts eine respektable jüdische Gemeinde gab, hatte diese kein eigenes Gotteshaus. Die Gottesdienste fanden in Festsälen oder sogar im Ratskeller statt. Erst am 25. September 1910 konnte die Synagoge, die nach Plänen des Rixdorfer Architekten Adolf Sommerfeld errichtet worden war, geweiht werden. Mit dabei auch Mitglieder der Köpenicker Verwaltung und der christlichen Gemeinden. Die Synagoge stand fortan mitten in Köpenick, in einem geschlossenen Blockrand mit Wohnhäusern.
Wenige Spuren
Das mag 28 Jahre später auch verhindert haben, dass das jüdische Gotteshaus in Flammen aufging. Dennoch zerschlugen SA-Horden Türen, Fenster und Mobiliar und schändeten die Thorarollen. Vom Gebäude gibt es nur wenige Ansichten: im Museum Köpenick eine schon mehrfach kopierte, verblichene Ansichtskarte aus dem Jahr 1918 und wenige weitere Motive.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude durch Bombentreffer weiter beschädigt und irgendwann nach Kriegsende abgerissen. Viele Jahrzehnte waren an der Brandwand des Nachbarhauses noch die Spuren der Synagoge zu sehen. Die Fläche wurde als Lagerplatz genutzt, nach der Wende wurde eine Gedenktafel an der Grundstücksmauer angebracht.
Rückübertragung nach der Wende
Das Ende der DDR machte die Rückübertragung des Grundstücks an die Jewish Claims Conference möglich. Die hat es irgendwann um die Jahrtausendwende verkauft, der neue Eigentümer lies dort ein Wohnhaus errichten. Die alte Gedenktafel hängt seitdem an der Fassade und erinnert daran, dass hier vor 100 Jahren jüdische Nachbarn ihre weltanschauliche Heimat hatten.
Bild: historische Postkarte