Mariä Himmelfahrt und die Frauenfrage
Gestern war in vielen bayerischen Landkreisen und im Saarland ein gesetzlicher Feiertag: Mariä Himmelfahrt.
Mindestens seit dem 5. Jahrhundert feiert die katholische Kirche dieses Fest. Es erschließt sich nicht jedem so eindeutig wie Weihnachten oder Ostern. Gefeiert wird an diesem Tag die Aufnahme Marias in den Himmel mit Leib und Seele. Einige Brauchtümer und feierliche Prozessionen sind in manchen Gegenden noch immer üblich.
Nicht nur am heutigen Tag wird Maria, die Gottesmutter geehrt. Sie hat – besonders in der katholischen Kirche – eine herausragende Stellung. Ohne sie hätte sich die Menschwerdung Gottes nicht ereignen können, das ist ihr größter Verdienst. Sie hat Jesus, den wir Christen Sohn Gottes nennen, geboren.
Von vielen anderen Frauen ist in der Bibel ebenso die Rede, viele gehörten auch zu seinem Gefolge. Es ist schon interessant, wie präsent Frauengestalten in der Bibel sind, dennoch aber vom katholischen Priesterberuf bis heute ausgeschlossen sind. Für mich und viele andere entspricht das nicht dem Geist des Evangeliums. Das hat sich zwar so über Jahrhunderte entwickelt und ist für andere endgültig, aber für mich keinesfalls zwangsläufig aus der Hl. Schrift herauszulesen.
Etwas mehr als die Hälfte aller katholischen Christen sind Frauen. Frauen werden zu Gemeindemitarbeiterinnen ausgebildet. Die Zusammenarbeit ist schön und bereichernd; oft mit wunderbarer Kreativität sind Frauen in Kirchengemeinden tätig. Ein Team aus Männern und Frauen ist in unseren Kirchengemeinden längst Alltag. Warum soll eine Frau dann nicht auch einer katholischen Gemeinde vorstehen dürfen?
Das klassische Argument, dass die 12 Apostel allesamt Männer waren, kann wohl auch kaum mehr herangezogen werden, seit Papst Franziskus Maria Magdalena ausdrücklich zur Apostelin erklärt hat.
Marias herausragende Stellung sehe ich darin, sie als Vorbild zu nehmen. Insofern ist da noch einiges zu verändern in unserer Kirche. Und nicht nur da! Auch in der Gesellschaft gibt es Nachholbedarf in Sachen Frauenförderung. An so einem Feiertag wie dem heutigen denke ich gern auch an solche Zusammenhänge.
Mathias Laminski, Leitender Pfarrer der Pfarrei
(rbb-Radio-Morgenwort aus dem Jahre 2020)
Beitragsbild: Pfarrbriefservice, Peter Weidemann, 21.09.2019