Da ist er wieder, Johannes der Täufer.
Als Vorläufer Jesu ist er nicht nur eine zentrale Figur im Advent, sondern taucht
auch mitten im Sommer wieder auf- als Heiliger der Sommersonnenwende.
Da er sechs Monate älter war als Christus, feiert die Kirche seine Geburt am 24. Juni.
Der niederländische Maler „Geertgen zum hl. Johannes“ hat in diesem eindrucksvollen
Werk auf der Schwelle zur Renaissance seinem Namenspatron ein farbiges „Denk-mal“
gesetzt. Der Titel: Johannes der Täufer in der Einöde um 1485/ Berliner Gemäldegalerie
Hier agiert er nicht in kraftvoller Pose als donnernder Prophet, sondern sitzt da auf dem
Gras mit gekreuzten Füßen. Er wirkt defensiv, in sich versunken, eher melancholisch.
Vielleicht meditiert er gerade über seine nächste Bußpredigt.
Der Künstler hat ihn nicht in die Wüste gesetzt, sondern in eine stimmungsvolle
holländische Parklandschaft.
Die Freude des Malers an der Darstellung des Wiesen, Wälder und lebhaften Tiere ist
hier nachzuspüren; im blauen Dunst des Hintergrundes erscheint eine Stadt.
Neben Johannes sitzt das Lamm Gottes, das nach seinen Worten „die Sünde der
Welt hinwegnimmt.“
Eine weitere Interpretation bietet sich an: Der Heilige in seiner späten Krise kurz vor seinem
Martyrium- Gedenktag am 29. August.
Er zweifelt an seiner Mission: „Bist du es, oder müssen wir auf einen anderen warten?“ (Mt 11,3)
Das macht diesen mächtigen Propheten so menschlich. Er ist eben auch einer von uns.
Doch Jesus tröstet ihn mit aufbauenden Worten.. so wie er uns immer wieder trösten will.
Pfr. Bernhard Gewers