Unsere Pfarrkirche trägt den Namen des Hl. Josef. Wir feiern ihn am 19.März und am 1.Mai.
Auf https://www.katholisch.de/artikel/17365-josef-der-arbeiter fand ich einen interessanten und ausführlichen Artikel von Felx Neumann dazu:
Der Marienmonat beginnt mit einem Mann: Wenn die Gewerkschaften zu ihren Kundgebungen zusammenkommen, feiert die Kirche einen Arbeiter und gedenkt des Zimmermanns Josef. „Josef der Arbeiter“ heißt der Gedenktag, den Papst Pius XII. 1955 einführte. Josef ist damit einer von zwei Heiligen – der andere ist Johannes der Täufer –, dem gleich zwei Gedenktage gewidmet sind.
Zum traditionellen Josefstag am 19. März, der als Hochfest begangen wird, kam der erste Mai dazu als Gedenktag „Josef der Arbeiter“ – zu einem Zeitpunkt, als dieser Tag schon lange als „Kampftag der Arbeiterbewegung“ besetzt war.
Die Arbeiterfrage bewegt die Welt
Den gibt es nämlich seit 1890. Ein Jahr zuvor hatte der Gründungskongress der „Zweiten Internationale“ diesen Gedenktag zur Erinnerung an die Opfer des „Haymarket Riots“ ausgerufen: Am 1. Mai 1886 begann in den USA ein Generalstreik, mit dem die Arbeiterbewegung für die Einführung des Achtstundentags sorgen wollte – doch der Streik eskalierte, auf dem „Haymarket“ in Chicago, der Stadt, in der die meisten Arbeiter streikten, kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, Demonstranten und Polizisten starben.
Die Soziale Frage und die Gewalt, mit der sie ausgefochten wurde, trieb damals auch die Kirche um: Papst Leo XIII. veröffentlichte 1891 „Rerum Novarum“, die „Mutter aller Sozialenzykliken“, in der er sich mit den großen Veränderungen der Arbeitswelt durch die Industrialisierung beschäftigte. Leo stellte sich mit der Enzyklika an die Seite der Arbeiter – mehr als 40 Jahre nach dem „Kommunistischen Manifest“. Mit der sozialistischen Arbeiterbewegung wollte die Kirche aber nichts zu tun haben; „Rerum Novarum“ schlägt einen dritten Weg jenseits von Liberalismus und Sozialismus vor.
Josef als himmlischer Gewährsmann gegen den Kommunismus
Der Zimmermann Josef kommt in dieser Enzyklika noch nicht vor, auch wenn er schon damals als Patron der Arbeiter galt. Und dennoch ist Leo XIII. bedeutsam für die Verehrung Josefs: 1889 verfasst er das bis dahin umfangreichste päpstliche Dokument zu Ehren des Mannes von Maria: „Quamquam pluries“ heißt die Enzyklika, die ganz Josef gewidmet ist – und natürlich betont der Vater der katholischen Soziallehre auch den Stellenwert der Arbeit im Leben Josefs und im Leben der Christen: „Ein besonderes Anrecht auf die Hilfe des heiligen Josef haben jedoch die Proletarier, die Arbeiter und alle Menschen in bescheidenen Lebensverhältnissen. Ihnen vor allem soll er ein Vorbild zur Nachahmung sein“, schreibt Leo und würdigt auch wie viele Päpste nach ihm die Würde der menschlichen Arbeit: „Die Arbeit der Werktätigen, welcher Art sie auch sein mag, ist nicht nur in keiner Weise entehrend, sie kann sogar sehr wohl, wenn sie von tugendhafter Gesinnung beseelt ist, einen adeligen Charakter besitzen.“ — Zitat: Leo XIII.
Einige Jahre später, 1937, bringt Papst Pius XI. Josef dann in Frontstellung zum Kommunismus: „Um den von allen ersehnten ‚Frieden Christi im Reiche Christi‘ bald herbeizuführen, stellen Wir die große Aktion der katholischen Kirche gegen den atheistischen Weltkommunismus unter den Schutz des mächtigen Schirmherrn der Kirche, des heiligen Josef“, heißt es in „Divini Redemptoris“, der Enzyklika „gegen den atheistischen Kommunismus“.
Der Zimmermann, selbst einer der Arbeiter, wird so zum glaubwürdigen himmlischen Gewährsmann des Antikommunismus: „Er gehört dem arbeitenden Stande an und hat die Last der Armut erfahren für sich und für die heilige Familie, deren wachsames und liebevolles Haupt er war.“
Auf der Darstellung von Mariä Heimsuchung im Hochchor des Bonner Münsters hat der Künstler August Franz Martin den heiligen Josef mit der roten Arbeiterfahne als Attribut versteckt.
Bild: N.Bach/Bonner Münster
Für Pius XI. war klar: Josef, der Arbeiter, trägt nicht die rote Fahne der Arbeiterschaft. Eine Generation früher war das nicht so sicher, trotz der Distanz zum Kommunismus, die Leo XIII. an den Tag legte. Im Hochchor des Bonner Münsters, gut versteckt, taucht Josef auf. Dargestellt ist die Szene von Mariä Heimsuchung, als die schwangere Maria die ebenso schwangere Elisabet besucht. Im Evangelium steht hier nichts von Josef. Der Maler August Franz Martin hat ihn auf dem in den 1890ern entstandenen Gemälde dennoch in den Hintergrund der Szene gesetzt – und ihm die rote Fahne in die Hand gegeben; wohl eine Anspielung auf die Arbeiterfrage, die damals die Welt bewegte.
Ein Geschenk an die Arbeiter
1955, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, bewegte wieder die Arbeiterfrage die Welt: Der kalte Krieg nahm Fahrt auf, der Gegensatz von Kapitalismus und Kommunismus, von Ost und West prägte die Politik. In diesem Klima wandte sich Pius XII. am 1. Mai an die italienische christliche Arbeiterbewegung ACLI: „Wie oft haben Wir die Liebe der Kirche zu den Arbeitern ausgesprochen und erklärt!“, und trotzdem, so Pius weiter, würden böse Stimmen immer noch behaupten, die Kirche stünde als Verbündete des Kapitalismus nicht an der Seite der Arbeiter. Deshalb verkündete er, hier und heute, an diesem 1. Mai 1955 den Gedenktag Josefs des Arbeiters einzurichten: „Liebe Arbeiter und Arbeiterinnen, das ist Unser Geschenk an euch!“ Der bescheidene Handwerker aus Nazaret stehe nicht nur „bei Gott und für die Kirche für die Würde der menschlichen Arbeit“, sondern auch als „Schutzpatron für euch und eure Familien“.
Auch wenn der Gedenktag spät kam: Er kam anscheinend doch zu einer guten Zeit. Viele Kirchen, die in den folgenden Jahren vor allem in wachsenden Industrie- wie in alten Handwerksstädten gebaut wurden, tragen sein Patronat: Unter anderen im hessischen Kalirevier Werra, in einem Arbeiterviertel Bielefelds, beim Eisenbahnausbesserungswerk in Lingen und im badischen Schreinerdorf Eschelbronn stehen Josef-der-Arbeiter-Kirchen. In Südafrika hat Josef das Patronat über die deutschsprachige Gemeinde inne: Seit 1932 bauten deutsche Arbeiter aus dem Ruhrgebiet, viele von ihnen katholisch, ein Stahlwerk auf, Ende der 50er erhielten sie eine eigene Kirche.
Pius XII. hatte sich gewünscht, dass durch das Fest Josefs des Arbeiters „alle die Würde der menschlichen Arbeit anerkennen, und dass dies sowohl das gesellschaftliche Leben wie die Gesetze inspiriere.“ So hält Josef auch heute noch an jedem 1. Mai die Arbeiterfahne in der Kirche hoch.
Von Felix Neumann
Dieser Artikel erschien bereits am 1. Mai 2018 auf https://katholisch.de/startseite und wurde nun aktualisiert veröffentlicht.
Titelbild (von KNA aus dem obengenannten Artikel):
Auch in der Kunstgeschichte wird Josef gern als Arbeiter dargestellt, wie hier auf dem Fresko „Die Heilige Familie im Haus von Nazareth“ von Modesto Faustini in der Spanischen Kapelle in der Basilika des Heiligen Hauses (Santa Casa) in Loreto.